So viel vorweg: Wir sind, was diese Situation betrifft, sowas von bei euch! Die letzten Wochen bestanden nun mal hauptsächlich darin, nicht gänzlich unerträglich zu sein. Das Nervenkostüm ist zum Zerreißen gespannt, unsere Wohnung scheint hier und da bereits enger geworden zu sein und die letzte Umarmung von Freunden oder der Familie liegt sowieso schon viel zu lange zurück.
Da überlegt man sich halt die ein oder andere Bewältigungsstrategie. Und die geht nicht immer nur mit einer Runde FaceTime einher, sondern aktuell gerne auch mal mit der nächsten Flasche Rotwein. 🙊 Ein Absacker nach Feierabend? Her damit! Das Gläschen auf dem Balkon zwischendurch? Aber bitte sehr! Der ‚Quarantini‘ zum Anstoßen via Skype? Obligatorisch!
Und iiiirgendwie häuft sich so die Anzahl der wöchentlichen Drinks dann doch beträchtlich. Ist ja auch fast schon nachvollziehbar. Unser bisheriger Alltag wurde schließlich von heute auf morgen nahezu komplett ausgehebelt. Jetzt müssen neue Routinen her, die uns im Chaos vermeintlich Beständigkeit geben. Nur sollte dabei vielleicht trotzdem nicht an jedem Tag die neue Flasche Lieblingsgesöff involviert sein … 👀
Höchste Zeit also, um mal kurz ein wenig Abstand zu gewinnen. Vom Ausnahmezustand und der drückenden Isolation. Denn mehr als 70 Gramm reinen Alkohol pro Woche sollten Frauen laut der „Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung“ grundsätzlich nicht zu sich nehmen. Das entspricht etwa einem kleinen Glas Wein (12 g Alkohol auf 125 ml), Bier (12 g auf 300 ml) oder Prosecco (9 g auf 100 ml) pro Tag.
Wie aber kommen wir jetzt (wieder) heraus, aus diesem quarantänebedingten Alkohol(über)fluss? Allgemeinmedizinerin Dr. Aragona Giuseppe gibt gegenüber der „Glamour UK“ folgenden allgemeingültigen Rat:
„Versucht euch in der ‚kritischen‘ Zeit ausreichend zu beschäftigen. Findet auch nach der Arbeit Aktivitäten, die Zeit in Anspruch nehmen. Dazu können Workouts zählen, Telefonate mit Freunden, Brettspiele, Filme – alles, was einen sonst noch beschäftigt halten kann. Versucht, diese Stunden fest in den Alltag zu integrieren, vielleicht sogar im Kalender zu vermerken. Denn das gibt Struktur und hilft dabei, das Trinken zwischendurch besser zu vermeiden.“
‚Ablenkung‘ lautet also das Zauberwort. Aber reicht das schon aus, um die neu etablierten Gewohnheiten direkt wieder aufzubrechen? Wir haben zur Unterstützung 5 schnelle (und schmerzhafte) Fragestellungen für euch, die garantiert dabei helfen können, das Trinkverhalten wieder auf Normalmaß einpendeln zu lassen.
Und wenn ab und an trotzdem gar kein Argument ziehen will? Dann gönnt euch halt das Gläschen mehr. Das hier gerade ist schließlich neu für alle von uns. Und damit gehen wir nun mal alle auch ganz unterschiedlich um. ❤️
Würde ich auch trinken, wenn ich nicht in Isolation wäre?
Das Gläschen Wein auf dem Schreibtisch, das Bier auf der Fensterbank, der Gin Tonic beim Lesen … Irgendwie gesellt sich ganz schnell mal der Alkohol in jeder Lebenslage dazu. Aber würde der sich auch in unserem normal Alltag dorthin verirren? An einem Mittwoch, um 16 Uhr? Vielleicht hilft schon allein diese eine simple Frage dabei, sich wieder ein wenig auf sein ursprüngliches Drinking-Naturell zu besinnen (wie feuchtfröhlich auch immer das aussehen mag 😉).
Trinke ich einfach das, was sich im Haushalt befindet?
Ja, vom Klopapier-Hamsterkauf distanzieren wir uns ganz eindeutig. Und auch Nudeln liegen hier keinesfalls kiloweise im Regal herum. Beim Alkohol können wir uns vom Phänomen des Hortens dann aber doch nicht so ganz freisprechen. Eventuell landete da die ein oder andere Reserve-Flasche mehr im Einkaufskorb. Sind es letztlich genau die, die wir über den gewöhnlichen Konsum hinaus trinken? Vermutlich hilft es also, genau hier wieder einzugreifen. Denn wer nur so viel Alkohol im Haus hat wie immer, der trinkt auch nicht mehr als sonst. Oder am Ende vielleicht sogar weniger. 👀
Trinke ich, um mich von der aktuellen Situation abzulenken?
Ja, uns allen geht gerade viel im Kopf herum. Viel mehr als jemals zuvor vielleicht sogar. Besser wird diese Situation aber auch durch den Konsum von Alkohol nicht. Jedenfalls nicht auf Dauer. So viel steht fest. Dr. Aragona Giuseppe hat daher noch einen weiteren Ratschlag für uns: „Trinkt nicht kurz vor dem Schlafengehen. Das kann die Schlafqualität erheblich verschlechtern und unser Körper neigt dazu, diesen Zustand am nächsten Tag durch noch mehr Alkohol kompensieren zu wollen.“
Könnte ich den Drink durch andere Aktivitäten ersetzen?
Daran anschließend fährt die Ärztin fort: „Beschäftigt euch stattdessen mit neuen, aufregenden Dingen, die euch zum Lächeln bringen. Eine neue Sprache lernen, ein Buch lesen, das alles kann helfen, uns in den harten Zeiten aufzumuntern.“ Sind wir nämlich abgelenkt, denken wir letztlich weder über die Krise nach … noch über die nächste Flasche Wein im Kühlschrank. Und NEIN, jetzt wird nicht sofort nachgeschaut, ob da bei euch eventuell noch eine steht!! ☝️ Denn…
Muss dieser eine Drink jetzt gerade wirklich sein?
Klar, der Alltag ist aktuell ein anderer. Wir gewöhnen uns ans Home Office, an die Kinder im Haus oder sogar an die (hoffentlich vorübergehende!) Arbeitslosigkeit. Sollte deshalb aber direkt zu jeder Mahlzeit ein Drink serviert werden? Müssen wir wirklich beim Putzen und beim Backen und beim Kochen und beim Puzzeln ein gefülltes Glas in der Hand halten? Manchmal ist es schon diese eine Versuchung weniger … um trotz Isolation wieder auf einem gesünderen Weg zu sein. 🙏