Life

Das können wir alle von Donald Trumps Wahlsieg lernen

Wir haben lange diskutiert, ob wir diesen Artikel schreiben sollen. Seit gestern wurde schon viel zum Ausgang der US-Wahlen gesagt, aber trotzdem ist noch vieles offen. Es ist ein Thema, das so hochpolitisch ist, das man es nur schwer „runterbrechen“ kann. Und trotzdem: Unsere Facebook-Timelines sind voll mit Meinungen und Memes. Es sind aber nicht nur die großen Zeitungen wie „Die Zeit“, „Süddeutsche Zeitung“ und „Welt“, die sich zu Wort melden, sondern vor allem unsere (Facebook-)Freunde.

Ein völlig neues Bild, denn die wenigsten von ihnen kennen wir als politisch interessiert oder gar -motiviert. Oder sind sie es vielleicht doch? Eigentlich wissen wir das gar nicht so genau. Viel zu selten (oder eigentlich nie) sprechen wir mit ihnen über Politik, einfach, weil das Thema zu viel Konfliktpotenzial bietet und niemand daran interessiert ist, eine Diskussion mit den besten Freunden vom Zaun zu brechen, während man in geselliger Runde zusammensitzt. Das müssen wir ändern!

Denn egal, wie man zu Donald Trump steht und was man über Hillary Clinton denkt, eines sollte uns diese Wahl lehren: Wir müssen uns wieder intensiver mit dem Weltgeschehen auseinandersetzen und öfter über den Tellerrand hinausschauen. Denn was auf einem anderen Kontinent, in einem anderen Land und anderen Menschen passiert, kann in der Zukunft auch zu unserer Realität werden. Davon kann sich niemand freimachen!

Das gilt auch für uns hierzulande. 2017 wählen wir eine neue Regierung. Und auch die Politik in Deutschland hat sich verändert. Neue Parteien wie die AfD gewinnen an Sympathie, doch dass sie mal „ganz oben“ sein werden traut ihnen kaum jemand zu. „Völlig unwahrscheinlich!“, lautet der allgemeine Tenor. Aber: Alles ist möglich. Das haben Brexit und der Sieg von Donald Trump gezeigt.

Wenn wir ehrlich sind, war der Satz „Ach, das passiert mir/uns eh nicht!“ noch nie eine legitime Ausrede dafür, in seinem eigenen Mikrokosmos zu verharren. Aber Social Media macht es uns da auch so furchtbar einfach. Am Ende des Tages sehen wir das, was unsere Filter-Blase zulässt. Und das ist zwar das, was wir lesen wollen, aber eben nicht das, was wir lesen sollten. Da draußen gibt es mehr Meinungen als unsere eigene, die wir uns anhören müssen und mehr Informationen als die, die uns präsentiert werden.

Niemand muss und soll sich jetzt sofort 24/7 in einer politischen Partei engagieren. Es geht darum, sich bewusst eine fundierte Meinung zu bilden, die auf mehr basiert als gefährlichem Halbwissen, und für diese Meinung auch einzustehen. Mit dieser Ansicht sind wir scheinbar nicht alleine, sie geht weit über unsere Filter-Blase und unseren Facebook-Feed hinaus…

 

Katharina Hölter, auf bento.de

„Der 9. November 2016 ist der Tag, an dem wir aus unserem Bett kriechen müssen. Alles in Frage stellen müssen. Aus unserer Bubble herauskommen müssen, in der wir mit Gleichgesinnten über Trump, die AfD, den Brexit den Kopf schütteln. Wir dürfen nicht denken: Das sind die USA, nicht wir.“

Antonia, auf amazedmag.de

„Die Bundestagswahl 2017 steht an. Ich hoffe, meine Timeline wird die nächsten Monate genauso voll sein. Take actions for your belief.“

Sebastian Fischer, auf spiegel.de

„Diese amerikanische Präsidentschaftswahl hat Gewissheiten erschüttert: Wir Jüngeren dachten immer, Demokratie und Republik seien selbstverständlich. Wir haben da etwas unterschätzt. […] Zurücklehnen und in der eigenen Nische klug daherreden reicht nicht mehr. Wir stehen jetzt an einer Schwelle: Die Frage der kommenden Jahre heißt nicht mehr Malediven oder Mallorca, sondern demokratisch oder autoritär; nicht mehr Facebook oder Twitter, sondern Meinungsfreiheit oder Zensur.“

Sylvia Follmann, auf editionf.de

„Aber was bringt uns dieses (neu entfachte) Interesse an Politik? […] Und was ändert sich davon? Richtig, gar nichts. Ebenso wenig wie von leidenschaftlichen Facebook-Posts und Tweets, die wir in unsere Filterblase schießen, um sie dort verpuffen zu lassen. Und wenn man sich das bewusst macht, dann kommt man schnell an den Punkt, dass Interesse einfach nicht ausreicht. Was jetzt zählt, ist echtes Engagement.“

Philipp Mattheis, auf jetzt.de

„Wir alle leben in einem homogenen Meinungsbrei, der uns beständig in unseren Überzeugungen bestärkt […]. Und wir sind überzeugt, die Vernunft auf unserer Seite zu haben. Die anderen – das sind die Unvernünftigen, die Ungebildeten, die Hater. […] Den Menschen außerhalb unserer Timeline haben wir nicht mehr viel zu sagen. Außer, dass man sich gegenseitig für unvernünftig, dumm oder sogar kriminell hält. Nur ab und zu, wie heute Morgen, rüttelt jemand an unserer Filter-Bubble und wir merken: „Huch, wir leben ja im selben Land.“ Und: ‚Verdammt – das ist eine Demokratie.’“

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