Dass Julianne Moore kein „gewöhnlicher“ Hollywood-Star ist, merkt man schon daran, dass sie überhaupt da ist, denn: Julianne ist krank und zwar richtig. Sie hustet, sie röchelt, sie hat keine Stimme. Jeder andere hätte die siebzehn Interview-Termine abgesagt, die sie im Zuge der Berlinale absolvieren soll. Aber Miss Moore hält durch. Und noch mehr! Charmant und offen sprach sie mit uns über Beauty, Frauen, Politik und alles, was sie und uns sonst gerade so bewegt.
Julianne Moore ist Markenbotschafterin von L’Oréal Paris, dem offiziellen Partner der Berlinale
(Très Click:) Sie mussten Ihre Filmpremiere verlegen, da Israels Ministerpräsident Netanjahu in der Stadt ist und die Sicherheitsvorkehrungen verschärft wurden. Es kommt nicht oft vor, dass eine Julianne Moore für einen anderen Promi Platz machen muss, oder?
(Julianne Moore:) Wissen Sie, ich wusste gar nichts von dem Umzug! Als Schauspieler auf Festivals ist es ja so: Man wird in ein Auto gesetzt und los geht’s. Daher war das Ganze für mich persönlich total stressfrei. Für die anderen wohl weniger …
Haben Sie Ihre Seele eigentlich an den Teufel verkauft, oder warum scheinen Sie einfach NULL zu altern?
Ja, vielleicht habe ich das! Aber mal im Ernst: 90 Prozent davon geht auf super Sonnenschutz zurück. Meine Mutter hat uns nie in der Sonne spielen lassen und auch heute achte ich noch akribisch auf einen hohen Lichtschutzfaktor. Der Rest sind die Gene.
Haben Sie außer Sonnenschutz noch ein anderes Lieblings-Beautyprodukt?
Age Perfect von L’Oréal Paris, und ich sage das NICHT, weil die mich bezahlen (lacht). Ich liebe die Feuchtigkeitscreme mit Sonnenschutz und vor allem das Öl. Ich bin besessen von Ölen und benutze es für alles, von Haaren und Händen bis zu Gesicht und Körper.
Geben Sie Ihrer Tochter Beauty-Tipps?
Nee, die macht eh was sie will! Sie ist jetzt fast 14. Früher wollte sie, dass ich sie schminke, jetzt macht sie das lieber selber. Manchmal gucke ich sie an und frage sie: „Was in Gottes Namen hast du da im Gesicht?“ Und sie so: „Gar nichts.“ Dabei hat sie kiloweise Foundation drauf. Überhaupt sind die Mädchen in dem Alter verrückt nach Foundation und ich denke immer: Das ist das EINE Produkt, das ihr nun wirklich nicht braucht mit eurer Pfirsichhaut!
Ihre Tochter sieht Ihnen unglaublich ähnlich …
Sie ist eine hübschere Version von mir würde ich sagen. Und sie hat viel von ihrem Dad.
Wäre es ok für Sie, wenn Ihre Kinder Schauspieler werden würden?
Total. Sie sollen das finden, was ihnen wichtig ist und machen, was sie wirklich wollen. Es lastet so viel Druck auf den Jugendlichen. Ich sage immer: „Folgt euren Interessen!“ Dann wird sich euer Job auch nicht nach Arbeit anfühlen.
Würden Sie sagen, dass Ihr Aussehen Ihnen bei Ihrer Karriere geholfen hat?
Ach, wir alle wollen gut aussehen und das ist auch ok. Menschen sollten sich nicht darüber definieren. Wenn du dich in jemanden verliebst, vergisst du fast, wie die Person aussieht, weil das Innere so viel wichtiger ist. Das Äußere löst sich fast auf, wenn du mit jemandem intim bist. Das heißt aber trotzdem nicht, dass das Äußere unwichtig ist.
Apropos Äußeres: Was sagen Sie zu dem Vorwurf, die Oscars wären „zu weiß“?
Ich finde, (Academy Präsidentin, Anm. d. Red.) Cheryl Boone Isaacs macht einen fantastischen Job in dem sie dem Thema wirklich auf den Grund gehen will. Sie will wirklich etwas verändern, mehr Frauen an Board bringen und für mehr Vielfalt sorgen. Gleichzeitig muss man sagen: Die Oscars sind nicht der Ort, an dem der Anfang gemacht werden muss, die Oscars sind das Endziel.
Was müsste Ihrer Meinung nach passieren, damit sich wirklich etwas ändert?
Ich finde das norwegische Modell toll, wo Unternehmen zahlen müssen, wenn sie sich beispielsweise nicht an die Frauenquote halten. Am Anfang haben sich alle aufgeregt, aber es hat funktioniert! Wir brauchen einfach mehr Vielfalt bei Studio-Chefs, Screenwritern und Produzenten.
Wo wir schon bei den Oscars sind: Wissen Sie schon, was Sie tragen werden?
Ja, aber ich verrate es nicht!
OK, verraten Sie es uns dafür, was Sie nachts wach hält?
Aktuell: mein Husten! Sonst: Sorge um meine Familie. Wenn irgendetwas mit meinem Mann oder Kindern nicht stimmt, kann ich nicht schlafen. Das Dumme ist bloß: Ich muss um 6:30 Uhr aufstehen.
Macht Julianne Moore etwa selber Frühstück?
Aber ja, ich mache Frühstück und packe Schul-Snacks! Mein Mann bringt meine Tochter dann in die Schule, mein Sohn fährt selbst, er ist 18 …
18 ist ja ein spannendes Alter… Welchen Rat würden Sie Ihrem 18-jährigen Ich geben?
Ich würde mir sagen: Sieh es lockerer, alles wird gut! Relax! Andererseits sage ich der jüngeren Generation immer: Arbeite hart, es zahlt sich aus! Aber es ist auch okay, ab und zu etwas zu entspannen. Ich war ein echter Workaholic. Es geht also um Balance, schätze ich.
Unsere Leser sind vor allem junge Frauen: Was würden Sie ihnen sonst noch mit auf den Weg geben?
Vergesst euer Privatleben nicht! Junge Frauen sind so karriere-fixiert und denken, das Privatleben regelt sich von selbst. Leider tut es das nicht! Also: Investiert auch mal Zeit in eure Beziehungen und pflegt sie. Das ist genau so wichtig wie der Beruf!
Sie haben zumindest von außen betrachtet ein tolles Leben. Gibt es beruflich gesehen etwas, was Sie bereuen? Einen Film für den Sie sich schämen?
Nein. Es gibt Filme die ich gelungener finde als andere, aber ich mag sie alle.
Können Sie sich selber gut auf der Leinwand sehen? oder sind Sie da sehr kritisch?
Ich bin nicht kritisch, aber es interessiert mich meist nicht wirklich. Zu dem Zeitpunkt, wo der Film rauskommt oder ich ihn promote, ist der Dreh schon so lange her und ich habe so lange daran gearbeitet, dass ich damit durch bin. Das ist die größte Herausforderung. Ich mag das Drehen, aber das Angucken finde ich nicht so spannend. Und das dauernde darüber Reden und Analysieren, das man heute als Schauspieler tun muss, finde ich am schlimmsten. Das nimmt einem jeden Spaß!
Hört sich anstrengend an! Hatten Sie den trotzdem Spaß in Berlin?
Ja, ich wünschte bloß, ich wäre nicht so krank. (In gebrochenem deutsch) Und ich wünsche, ich würde besser Deutsch sprechen.
Wow, das ist aber ganz ordentlich! Sie haben ja mal in Frankfurt gelebt, oder?
(weiter auf deutsch:) Ja, als Teenager, aber ich habe Vokabular von eine Kleinkind.
Finden wir gar nicht! Sie wurden gerade mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet. Was ist der größte Unterschied zwischen deutschen und amerikanischen Preisverleihungen?
Ich glaube nicht, dass es einen großen Unterschied gibt. Für mich war es aber spannend, die Menschen, die ich ja nicht aus dem Fernsehen kannte, dabei zu beobachten, wie sehr sie sich über die Preise freuten. Das hat richtig Spaß gemacht.
In den USA gehen gerade die Präsidentschaftswahlen in die heiße Phase. Für wen werden Sie stimmen?
Hillary Clinton!
Meinen Sie, sie hat echte Chancen?
Ja, auf jeden Fall!
Wo wir schon bei Chancen sind: Sie setzen sich sehr für die Rechte der LGBT-Community ein. Meinen Sie, wir sind auf dem richtigen Weg als Gesellschaft?
Ja, das sind wir! Aber es ist immer noch ein langer Weg. Italien akzeptiert als einziges europäisches Land immer noch keine gleichgeschlechtlichen Ehen, das ist ein Skandal. Aber wir arbeiten daran…
Vielen Dank für das Gespräch!
Credit: Splash, Très Click, Instagram yellow_xiaohui