Karlo Tobler kommt aus Dresden und war erschüttert von den Bildern, die er letzte Woche aus Clausnitz im Fernsehen sah: Eine grölende Menge, die Flüchtlinge in einem Bus einschüchterte. Fliehende Menschen, die verängstigt im Bus warteten und nicht aussteigen konnten.
Es ist nicht weit von Dresden nach Clausnitz. Karlo Tobler wollte sich selbst ein Bild machen, deswegen fuhr er einfach spontan dorthin. Er dachte, vielleicht könne er dort Luai treffen. Das ist der Junge, der mittlerweile selbst eine kleine Berühmtheit ist, weil er von einem Polizisten ziemlich unsanft aus dem Bus gezerrt wurde und dessen Bild man mittlerweile aus den Medien kennt.
Weil ihm nichts Besseres einfiel, klingelte er einfach an der ersten Tür, an der er in Clausnitz vorbeikam – und es öffnete ihm tatsächlich Luai. Der mag zwar die Schokolade gar nicht so gern, die Karlo Tobler ihm mitgebracht hat, aber dafür sagt seine Mutter etwas, das einem wirklich die Tränen in die Augen treibt vor Rührung: „Wir haben alles, was wir brauchen: Frieden und Sicherheit. Wir sind sehr dankbar.“
Was klingt wie ein Märchen, ist wohl genauso am Sonntagmorgen passiert. Tobler hat das Ganze auf Facebook aufgeschrieben. Es wurde mittlerweile mehr als 6000 Mal geteilt und mehr als 16000 Mal geliked. Wir können uns auch vorstellen, warum. Es tut einfach gut zu lesen, dass es Menschen wie Karlo Tobler gibt und zu wissen, dass Flüchtlinge wie Luais Mutter sich von dem Mob vor dem Bus nicht einschüchtern lassen. Die Geschichte ist so schön, weil sie Hoffnung macht.
Am meisten überrascht ist Karlo übrigens über den Ansturm von Reaktionen. „Ich sitze gerade etwas rat- und fassungslos vor dem Rechner, ziemlich überfahren davon, dass der kleine Bericht aus Clausnitz derartigen Wirbel gemacht hat“, schreibt er auf seiner Facebookseite. We like. Sogar sehr.
Heute morgen um halb zehn bin ich nach Clausnitz gefahren. Ich wollte mir gerne selber ein Bild machen und außerdem...
Posted by Karlo Tobler on Sonntag, 21. Februar 2016
Credit: Facebook/KarloTobler