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Nur 25 Stunden pro Woche arbeiten? Ein Unternehmen hat’s getestet

Was für jeden nach einem absoluten Traum klingt, ist für die Mitarbeiter in den USA wahr geworden: 25 Stunden in der Woche arbeiten und trotzdem genauso viel Geld verdienen wie bei einer 40-Stunden-Woche. Ganz viel Freizeit statt Überstunden: Das wollte der Gründer von Tower, einer Firma, die Stand-up Paddle-Boards verkauft, für sich und seine Mitarbeiter und führte deshalb im Juni 2015 die 25-Stunden-Woche ein.

Auch einige Studien belegen, dass die menschliche Konzentration stetig sinkt, je länger man sich mit einem Thema befasst. Außerdem sind zufriedene Mitarbeiter nachweislich auch produktivere Mitarbeiter. Haben sie mehr Zeit, sich ihren Hobbys, Freundschaften und Leidenschaften zu widmen, sind sie im Allgemeinen ausgeglichener, was sich positiv auf alle Lebensbereiche auswirkt.

Für die Angestellten von Tower bedeutete das neue Arbeitszeitmodell, dass sie pro Tag drei Stunden weniger arbeiten, bei gleichem Lohn plus fünf  Prozent Bonus. Was zunächst nach einer Loose-Loose-Situation für den Unternehmer klingt, hat sich als das genaue Gegenteil herausgestellt. Doch wie kam er überhaupt auf die Idee? In einem Artikel für Fast Company erzählt er, wie er darauf kam und wie andere Unternehmen ebenfalls auf den 5-Stunden-Tag umswitchen können.

Stephan Aarstol von Tower erklärt sein Prinzip der 25-Stunden-Woche

iMac, Kaffeetasse, Tastatur, Stifte

Stephan wollte die 25-Stunden-Woche ursprünglich nur über drei Monate testen und verkündete seinen Mitarbeitern, dass sie nun nur noch fünf  Stunden pro Tag, von 08:00 Uhr bis 13:00 Uhr, arbeiten müssten. Doch statt ihnen das Gehalt zu kürzen, hat er es bei dem gleichen Lohn belassen und sogar noch einen Gewinnbonus in Höhe von fünf Prozent eingeführt. Vor dem Experiment haben die Angestellten etwa 40.000 Dollar (36.000 Euro) im Jahr bei etwa 2.000 Arbeitsstunden verdient. Jetzt verdienen sie bei etwa 1.250 Arbeitsstunden 48.000 Dollar (43.000 Euro).

Es liegt auf der Hand, dass dieser Deal natürlich auch an einige Bedingungen geknüpft ist: Jedes seiner Teammitglieder musste in fünf Stunden genau so produktiv und engagiert sein, wie sonst in acht Stunden, demnach musste der Workload anders verteilt werden. Dazu hat Stephan Aarstol fünf Regeln aufgestellt, um für jedes Unternehmen mit erfahrenen Mitarbeitern die Arbeitszeit um 30 Prozent zu reduzieren.

Stephans 5-Step-Plan

  1. Er empfiehlt, sich des Pareto-Prinzips zu bedienen. Das besagt, dass rund 80 Prozent der Aufgaben mit lediglich 20 Prozent des Gesamtaufwands zu erledigen sind. Das heißt, sobald man weiß, was genau diese 20 Prozent sind, kann der Rest, sprich die unproduktiven Stunden, gestrichen werden.

  2. Statt die Arbeitszeit der Mitarbeiter zu messen, schlägt er vor, ihre Produktivität zu messen. Daher hat Stephan mit der Kürzung der Arbeitszeit auch den Bonus für seine Mitarbeiter eingeführt. So sind sie dazu angehalten und motiviert, neue Ideen einzubringen und werden für die Früchte, die ihre Ideen tragen, entlohnt.

  3. Klar, man möchte zwar möglichst durchgängig für seine Kunden erreichbar sein, dennoch rät er dazu, sich davon freizumachen, immer erreichbar sein zu müssen. Das klingt zwar im ersten Moment so, als würde man dadurch Kundschaft verlieren, allerdings gewöhnt diese sich schnell an die vorgegebenen Öffnungszeiten. Bei Tower hat sich beispielsweise die Zahl der Anrufe nicht reduziert, sie kommen jetzt lediglich komprimierter.

  1. Im Falle von Stephan Aarstol gab es außerdem die Möglichkeit, technologisch aufzurüsten, da auch der Kundenservice nur noch fünf Stunden am Tag zur Verfügung stand. Für seine Mitarbeiter im Versand wurden einige Prozesse durch Software-Programme automatisiert. Der Kundenservice wurde online durch Video-Tutorials erweitert, die dem Nutzer Hilfe zur Selbsthilfe boten.

  1. Last but not least: Wenn es in fünf Stunden nicht zu schaffen ist, dürfen auch mal Überstunden gemacht werden. Für ihn heißt das, dass seine Mitarbeiter ohne schlechtes Gewissen auch wie geplant um 13:00 Uhr den Stift fallen lassen dürfen, aber sollte es nicht anders gehen, ist es auch gestattet, länger im Office zu bleiben – zumindest so lange das nicht zur Regel wird.

Und, was ist sein Fazit?

Was als Projekt über die Sommermonate hinweg gestartet ist, gehört seit Juni 2015 zum Alltag für seine Mitarbeiter und ihn. Er konnte sogar einige hoch motivierte Menschen aus der Branche für sein Unternehmen gewinnen, obwohl sie bei ihm wesentlich weniger verdienen als bei ihren alten Arbeitgebern. Seit der Umstellung auf die 25-Stunden-Woche hat das Unternehmen seine Verkaufszahlen sogar gesteigert und verzeichnet im laufenden Jahr Einnahmen von 9 Millionen Dollar (ca. 8 Millionen Euro) – mehr als je zuvor. Und damit nicht genug: Er möchte das Prinzip beibehalten, auch wenn sein Unternehmen so groß ist, dass er seinem Team noch mehr Lohn auszahlen kann.

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