Medial das Spektakel zu verfolgen, das sich in den USA gerade abspielt, ist gelinde gesagt… spannend. Oder um es etwas treffender zu formulieren: nervenaufreibend. Nachdem der 45. Präsident der Vereinigten Staaten, Donald Trump, und seine First Lady Melania vergangene Woche via Twitter verkündeten, dass sie sich mit dem Coronavirus angesteckt hatten, fiel in meinem Umfeld noch folgender Satz: „Warte mal ab. In spätestens drei Tagen wird er aus dem Krankenhaus entlassen und jedem erzählen, wie großartig er sich fühlt. Weil Corona ja gar nicht so schlimm ist. Tolle Strategie.“
Hat nicht gestimmt. Es waren dann doch vier Tage.
Ursprünglich war Trump ins Walter Reed National Military Medical Center eingewiesen worden, um „schnell wieder zu Kräften zu kommen“. Dort schnupperte er dann 72 Stunden lang Krankenhausluft, bevor er sich am gestrigen Tag schließlich auf dem Balkon des Weißen Hauses demonstrativ den Mund-Nasen-Schutz vom Gesicht riss.
Es mutete fast an, als wolle er seinen Jünger*innen verkünden, dass er von den Toten auferstanden sei.
Ach so, am Vortag gab’s zusätzlich eine kleine, zweistündige Spritztour in einem SUV, um den Wähler*innen außerhalb des Krankenhauses aus dem Auto heraus zuzuwinken (hier). Kann man machen, kann man aber auch einfach lassen. Vor allem wenn das bedeutet, dass alle im Auto Anwesenden nach diesem „Schauspiel“, wie es ein Arzt des Walter Reeds schön ausdrückte, für zwei Wochen unter Quarantäne stehen müssen.
Und dann wäre da auch noch sein Twitter-Account. Man möge diesem Mann den Wifi-Stecker ziehen. Was hier passiert, muss eigentlich nicht einmal mehr unter politischen Aspekten analysiert werden – hier reicht schlicht und alleine die menschliche Ebene. Denn die Hard Facts lauten nun mal: Die Weltbevölkerung ist durch einen neuartigen Virus von einer Pandemie betroffen. Alleine in den USA hat das – in dieser Minute – 210.49 Menschen das Leben gekostet. Und deren Präsident verkündet 5 Tage nach Bekanntgabe seiner Infizierung, er sei nun „fitter als in den letzten 20 Jahren“. Schlag in die Fresse für alle, die einen geliebten Menschen wegen des Virus verloren haben.
Flu season is coming up! Many people every year, sometimes over 100,000, and despite the Vaccine, die from the Flu. Are we going to close down our Country? No, we have learned to live with it, just like we are learning to live with Covid, in most populations far less lethal!!!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) October 6, 2020
„Die Grippesaison steht bevor! Viele Menschen sterben daran jährlich trotz des Impfstoffs, manchmal mehr als 100.000. Werden wir deshalb das Kontinent verriegeln? Nein! Wir haben gelernt, mit der Grippe umzugehen, und genau so werden wir lernen, mit Covid zu leben.“
…
„Du bist der Grausamste!“ –
Die Worte der Stars an Donald Trump sind MEHR als deutlich
In wohl keinem Wahlkampf zuvor positionierten sich so viele A-Promis rund um den Globus so eindeutig gegen einen Kandidaten. Dass der 74-Jährige den Leuten ans Herz legt, sie sollen das Virus auf die leichte Schulter nehmen, gießt unter Trump-Gegnern also nur noch mehr Öl ins Feuer.
Celebrities wie „Avenger“-Schauspieler Chris Evans, Mandy Moore, Barbara Streisand, Bette Midler und Co. melden sich jetzt zu Wort und zeigen ihm den verbalen Mittelfinger:
„Keine Angst haben vor Covid?! Du wurdest rund um die Uhr von den besten Ärzten umsorgt und wurdest mit den besten Medikamenten behandelt. Glaubst du wirklich, jeder hat Zugang zu einer solchen Behandlung? Traurigerweise bin ich mir sicher, dass du dir diesem Missverhältnis bewusst bist, dir ist es nur einfach egal. Das ist in einem schockierenden Ausmaß rücksichtslos, sogar für dich“, twittert Evans.
https://twitter.com/ChrisEvans/status/1313202077993250825?ref_src=twsrc%5Etfw%7Ctwcamp%5Etweetembed%7Ctwterm%5E1313202077993250825%7Ctwgr%5Eshare_3&ref_url=https%3A%2F%2Fwww.yahoo.com%2Fentertainment%2Ftrumps-dont-be-afraid-of-covid-tweet-reactions-padma-lakshmi-mandy-moore-chris-evans-ava-duvernay-004930490.html
Andere schließen sich ihm an:
Don’t be afraid of covid? Tell that to the 210,000 families who have lost loved ones. To the Black, Brown and Indigenous folks disproportionately affected. With tens of millions of jobs lost and the economy tanked. Many of us isolated for months. You’re the cruelest. #votehimout https://t.co/QhM47Pa3lx
— Mandy Moore (@TheMandyMoore) October 5, 2020
„Sag das den 210.000 Familien, die geliebte Personen verloren haben! Den Schwarzen, Braunen und Indigenen, die unverhältnismäßig stark betroffen sind. Mit mehreren Millionen verlorenen Jobs und einer und einer Wirtschaft, mit der es bergab geht. Mit vielen von uns, die seit Monaten isoliert leben. Du bist der Grausamste! #WähltIhnRaus“
“Don’t be afraid of Covid.“ How preposterous! 210,000 American people have lost their lives! Children have lost their parents. Mothers and fathers are gone! How dare he say such a stupid thing.
— Barbra Streisand (@BarbraStreisand) October 5, 2020
„Wie grotesk! 210.000 amerikanische Menschen mussten sterben! Kinder verloren ihre Eltern! Mütter und Väter sind gestorben. Wie kannst du es wagen, so etwas Dummes zu sagen?“
The sick #IdiotInChief just tweeted that “I never felt better in 20 years. Don’t be afraid of getting COVID!”
TELL THAT TO THE DEAD! Must be pumped up from steroids & getting medications no one else in the world can get. He shoulda said “#ImHighAsAKite”#Base, go get Covid!— bettemidler (@BetteMidler) October 5, 2020
„Dieser kranke Chef-Idiot postete bei Twitter, dass er sich ‚in 20 Jahren nie besser gefühlt habe‘ und man ‚keine Angst vor Covid‘ haben solle. ERZÄHL DAS DEN TOTEN! Du musst vollgepumpt sein mit Steroiden und Medikamenten, zu denen niemand anders auf der Welt Zugang hat.“
Auch die Obamas melden sich zu Wort…
Nachdem Michelle auf Twitter ihr Mitgefühl gegenüber allen, die von Corona betroffen wurden, aussprach, bestärkte Barack dies in einen Re-Tweet und rief alle seine Follower ganz klar und deutlich auf:
This is as powerful an argument as I’ve heard about the stakes of this election. Watch it. Share it. And get everyone you know to vote for @JoeBiden. https://t.co/XdZz4dh82T https://t.co/8MRUsmG4I0
— Barack Obama (@BarackObama) October 6, 2020
„Bringt jeden, den ihr kennt dazu, Joe Biden zu wählen!“
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Ich verbleibe so.