Gebt’s zu, ihr habt mindestens einen Menschen unter euren Instagram-, Facebook– oder Snapchat-„Freunden“, dem ihr im echten Leben auf die Frage „Was geht?“ mit einem beherzten „Hoffentlich du!“ antworten würdet.
Ha, erwischt! Aber keine Sorge, damit seid ihr nicht alleine. Ganz im Gegenteil. Wir alle folgen Menschen im Netz, die wir absolut und gar nicht ausstehen können. Im echten Leben würden wir der Person nicht mal „Hallo“ sagen (auch nicht aus Höflichkeit!), die Straßenseite wechseln (aber sofort!) oder uns hinter dem Angebots-Aufsteller im Supermarkt verstecken (kommt vor!). Wenn es allerdings um Social Media geht, dann sind wir mit diesen Leuten SO. Und genau das, liebe Leute, nennt man „hate-follow“.
Aber warum zur Hölle tun wir uns das eigentlich an? Denn wenn wir jemanden wirklich scheiße finden, dann ändert doch auch das Internet nichts daran. Ganz im Gegenteil, es hat sogar die lästige Eigenschaft, uns genau diese Person immer wieder anzuzeigen. Dabei ist das World Wide Web doch eigentlich groß genug, um sich aus dem Weg zu gehen.
Doch genau DAS tun wir eben nicht. Irgendwie ist das Leben der anderen Person dann doch zu spannend, um es zu ignorieren. Insgeheim hätten wir auch gerne ihr Outfit, ihren Hund und ihre Wohnung. Manchmal wollen wir den anderen aber vielleicht auch einfach nur fallen sehen. Einigen alten Bekannten folgen wir auch nur aus Anstand. Wieder andere lassen wir im Netz an unserem Leben teilhaben, weil wir ihnen gerne mit jedem einzelnen Post sagen wollen „Sieh her du Arschloch, wie weit ich es gebracht habe.“ Das gilt für Ex-Freunde im Übrigen genauso wie für jene, neben denen wir schon in der Schule nicht sitzen wollten. Und wo geht das am besten? Richtig, im Netz!
Aber egal warum wir diese Menschen via Social Media im Auge behalten, am Ende läuft alles nur auf das eine hinaus: Wir vergleichen uns! Einfach, weil es in einer Hassliebe irgendwie immer einen Gewinner und einen Verlierer gibt. Das brauchen wir, oder besser gesagt, unser Ego will das so.
Da passiert es schnell, dass wir die Anderen plötzlich an einem ganz anderen Maßstab messen als uns selbst. Denn natürlich wollen wir am Ende besser dastehen. Und plötzlich finden wir Acai-Bowls gar nicht mehr so fancy, sondern völlig lächerlich. Brauchen selbst 125 Anläufe für ein perfektes #OOTD-Bild, lachen aber über maßlose Selbstdarstellung. Und wer markiert sich schon bei Starbucks? Pff, Da waren wir noch nie. Ist doch super „Basic Bitch“. Ja, ist klar! Das Ganze klingt nicht nur Banane, das ist es auch.
Ich für meinen Teil habe schon vor langer Zeit mit dem hate-followen aufgehört. Einfach weil es mir keinen Mehrwert für mein Leben gibt – den geben mir nur die Menschen, die ich wirklich schätze. Und das Leben ist manchmal schon abgefuckt genug. Da brauche ich mich nicht noch künstlich über eine Person aufregen, die ich nicht mal leiden kann. Deshalb lautet mein Motto: aus dem Feed, aus dem Sinn. So einfach ist das!