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„Ich musste mein Baby mit Maske zur Welt bringen und wäre fast erstickt!“

Während Restaurant-Aufenthalte unter bestimmten Vorlagen, Fußballspiele und viele andere frühere Normalitäten des Alltags wieder erlaubt sind, herrscht im Kreißsaal weiterhin der Corona-Ausnahmezustand! Die werdenden Väter dürfen meist höchstens eine Stunde dabei sein und in vielen Fällen müssen Mütter sogar bei Presswehen ihre Maske aufbehalten.

Man kann sich wohl nur ungefähr vorstellen, wie anstrengend, einschränkend und schlimm das sein muss. Natürlich ist es verständlich, aus welchen Gründen diese Entscheidung getroffen wird: Vor allem beim Ausatmen soll der Virus in die Luft gelangen und somit übertragen werden. Wer schon mal ein Kind bekommen hat, weiß, dass gerade das Atmen unter der Geburt sehr heftig und extrem ausfällt. Die Idee ist also nachvollziehbar, was das Ganze aber nicht einfacher macht.

Das bestätigt uns auch Lola H. (30). Sie ist vor zwei Wochen Mutter einer kleinen Tochter geworden und musste bei der Geburt im Münchener Klinikum Dritter Orden eine Maske tragen. Und zwar die ganze Zeit. Volle 10 Stunden Wehen lang. Wir haben mit ihr über ihre Horror-Corona-Geburt gesprochen.

TC: Lola, wie kam es, dass du bei der Geburt eine Maske getragen hast?

Lola: Als ich im Kreißsaal ankam, fragte ich: „Dann darf ich die Maske jetzt ausziehen, ’ne?“ Und die Hebamme sagte: „Nein, immer, wenn jemand im Raum ist, müssen Sie sie tragen!“ Ich dachte schon: „Oh, scheiße!“ Dann war ich aber schon wieder mit der nächsten Wehe beschäftigt. Und sobald ich alleine im Saal war, habe ich sofort die Maske runtergezogen.

Und musstet du sie dann immer wieder anziehen, wenn jemand reinkam?

Ich hatte sie über dem Mund, aber die Nase war frei. Und wenn eine der Hebammen reinkam, war es eine Art stilles Einverständnis, dass die Nase freiblieb.

Nur eine extrem schreckliche Krankenschwester, die bei der PDA (Periduralanästhesie) half, bestand darauf und sagte: „Maske hoch!“ Während mir also die PDA gelegt wurde, dachte ich, ich ersticke. Gleichzeitig sollte ich stillhalten, weil die PDA sonst hätte schief gehen können. Es war kaum auszuhalten. Und auch die Oberärztin, die dann zu den Presswehen kam, bestand auf die Maske und das obwohl sie eher „unten“ rumgewurschtelt hat.

» Bei einer besonders heftigen Wehe bin ich halb erstickt, weil sich meine Stoffmaske beim Einatmen an die Nasenlöcher angesaugt hatte. «
Lola H.

PUH! Und wie hast du dich dabei gefühlt?

Es war die Hölle. Bei einer besonders heftigen Wehe bin ich halb erstickt, weil sich meine Stoffmaske beim Einatmen an die Nasenlöcher angesaugt hatte. So schrecklich! Wäre ich nicht so überfordert gewesen wäre, hätte ich gerne einen Aufstand gemacht!

Und wie hast du es dann geschafft?

Etwas Linderung brachte die Idee, dass meine Begleitung im Kreißsaal die Maske immer dann anheben durfte, wenn ich einatmen musste. Eine Wahnsinns-Koordinations-Aufgabe, aber wir haben es gemeinsam gemeistert.

Wahnsinn!

Ja, echt und das Beste kommt noch: Eine Hebamme, die mich eigentlich übernehmen wollte, aber dann doch nicht zu mir kam, sagte: „Ach, Sie haben ihre Maske an? Ach wissen Sie, die können sie gleich ausziehen, ich hole mir dann einfach eine dichtere.“ Das war also auch eine Option. Aber scheinbar eine Option, die für die Krankenschwester und die Oberärztin nicht infrage kam.

Wie krass …

Voll! Und als ich dann mein Baby endlich im Arm hatte, dachte ich mir: „Boah ist das scheiße, das arme Kind sieht jetzt zum ersten Mal seine Mutter und sieht nur das halbe Gesicht – dank Maske!“ Ich habe auch geweint wie eine Verrückte vor Erleichterung und Rührung und meine Maske war klitschnass.

Das wirst du sicher nie vergessen!

Ja, allein schon nicht, weil ich auch auf allen Fotos MIT Maske bin …

Lola H. mit Maske bei der Geburt ihrer Tochter

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Du bist selbst schwanger und möchtest herausfinden, ob in deinem Krankenhaus eine Maskenpflicht besteht? Meistens kannst du diese Infos auf der Webseite des Krankenhauses entnehmen. Meistens! Denn Lola hatte vorher auch geguckt, aber bei ihr stand nur etwas von Maskenpflicht für Väter und Begleitpersonen. Unser Tipp also: Ruft am besten vorher im Krankenhaus an.

Wie wir vom Redaktionsnetzwerk Deutschland erfuhren, ist zum Beispiel in der Medizinischen Hochschule Hannover ein Mund-Nasen-Schutzes für werdende Mütter bei der Geburt seit dem Frühjahr Pflicht. Der Artikel zitiert das Argument des Krankenhauses: „Durch die verstärkte Atmung stoßen die Frauen mehr Aerosole aus“, erklärt Peter Hillemanns, Direktor der Klinik für Frauen und Geburtshilfe an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). „Wenn wir hier einen Superspreader haben, können wir den ganzen Kreißsaal schließen“, sagt Hillemanns.

Auch in der Uniklinik Düsseldorf (UKD) sollen Frauen bei der Geburt eine Maske tragen, solange diese nicht „massiv beeinträchtigt“. Auf der Website des UKD heißt es, dass so das Wohlbefinden von Mutter, Neugeborenem und der Mitarbeiter gewährleistet werden soll.

Dass eine Geburt mit Maske nicht einfach ist, ist den Kliniken allerdings bewusst. In der MHH werden den Frauen dünnere Masken gegeben, um die Maskenpflicht im Kreißsaal angenehmer zu gestalten.

Es gibt aber auch Beispiele von Krankenhäusern, wie dem Vinzenz Krankenhaus in Hannover, wo Frauen selbst entscheiden können, ob sie eine Maske tragen wollen oder nicht.

Die Kinderärztin Margarete Daibler-Helmbold wird auch zitiert, sie betont, dass das Tragen einer Maske unter Presswehen „unvorstellbar“ sei. Dank Lolas Hebamme kennen wir ja jetzt die beste Lösung: Trägt das Krankenhaus-Personal eine dichtere Maske, können die Frauen ohne gebären. 🙏

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