„Wie fängt man eine große Liebesgeschichte an, von der man weiß, dass sie bald enden wird?“
Ein Film, der so beginnt, verspricht vor allem eins: große Emotionen. Holt also schon mal die Taschentücher raus, denn ab heute, dem 1. Oktober 2020, ist ein Streifen in den Kinos, der uns alle auf eine 97-minütige Achterbahnfahrt der Gefühle mitnehmen wird. Besonders deshalb, weil er auf einer wahren Geschichte basiert: „Gott, du kannst ein Arsch sein“. Eine bittersüße Liebeserklärung an das Leben, gelebt und erlebt von Stefanie Pape, aufgeschrieben in einer Biografie von Frank Pape, auf dessen Reiterhof das Mädchen die letzten Wochen ihres Lebens verbracht hat – auf die Leinwand gebracht vom Regisseur André Erkau und Produzent Tommy Wosch, der gemeinsam mit Katja Kittendorf auch das Drehbuch geschrieben hat.
Steffi, auf deren Schicksal die Verfilmung basiert, wird gespielt von Sinje Irsingler– eigentlich hat der 15-jährige Teenie alles, was man sich in diesem Alter vom Leben so wünschen kann. Tolle Eltern, Frank – Pastor – und Eva (Til Schweiger und Heike Makatsch), einen Schulabschluss in der Tasche und einen Freund, der komplett in Love mit Steffi ist – Fabian (verkörpert von Jonas Holdenrieder). Und wie das manchmal im Leben so ist, wenn man im einen Moment ganz oben steht: Im nächsten fällt man ebenso tief. 😣
Wenn eine Diagnose das ganze Leben aus den Angeln hebt
Eigentlich freut sich Steffi auf ihre Abschlussfahrt nach Paris und darauf, ihren großen Traum zu verwirklichen: Sie möchte Polizistin werden. Als dann aber der obligatorische Gesundheitscheck für den Einstellungstest ansteht, liefert der die Schockdiagnose Krebs. Die Ärztin findet ein Bronchialkarzinom, also Lungenkrebs, der auch schon gestreut hat. 😥 Man kann sich als Nicht-Betroffene*r nur ganz, ganz vage ausmalen, wie sehr einem das den Boden unter den Füßen wegreißen muss. Dem Mädchen bleiben nun nur noch 296 Tage.
So platzt Steffis Traum von der romantischen Paris-Reise mit Fabian, sie ist am Boden zerstört. Und genau da nimmt die Geschichte eine abenteuerliche Wendung: Zirkusartist Steve (Max Hubacher) tritt in ihr Leben – er bietet ihr schließlich an, sie kurzerhand nach Paris zu fahren. Mit geklautem Auto, ohne Geld und verfolgt von Steffis besorgten Eltern brechen die beiden auf einen Roadtrip auf, der Steffi ihre unheilbare Krankheit vergessen lassen soll. Sie reiten auf Kühen, fahren Snowboard im Hochsommer, machen all das, wonach dem Mädchen der Sinn steht und was ihre Lebenslust auflodern lässt. Eins ist garantiert: Als Zuschauer des Filmes spult man wirklich die ganze Bandbreite an Emotionen ab – oft lacht man, manchmal weint man, dann ist man stellvertretend für das Mädchen und ihre Familie sauer auf das Schicksal, und doch fühlt man sich irgendwie inspiriert von der unbändigen Energie des Teenagers…
Und den Rest, den nehmen wir jetzt mal nicht vorweg. Den schaut ihr selbst. 🤧
Was aber hat es mit dem Titel des Filmes auf sich?
Zwar spielt Til Schweiger in „Gott, du kannst ein Arsch sein“ einen Pastor, allerdings spielt der Glaube im Film keine allzu große Rolle. Viel mehr bezieht sich der Slogan auf ein Tattoo, das schließlich den Körper von Stefanie Pape ziert – sie lässt sich diese Worte tätowieren. Als ein Akt der Rebellion. Es ist ihre Art, zu sagen: Universum, du kannst mich mal – und zwar mit einem Schmunzeln.
Und tatsächlich: In Gedenken an die „wahre“ Stefanie Pape, das mutige Mädchen, das viel zu früh aus dem Leben gerissen wurde, starteten ein paar Menschen vor ein paar Jahren eine Aktion. Sie lasen das Buch über ihre letzten 296 Tagen und fühlten sich davon tief ergriffen – schließlich initiierte Frank Pape, der aus Steffis Tagebüchern ein Buch machte, ein Treffen, bei dem sich ingesamt 4 Menschen den Slogan unter die Haut stechen ließen. Hier und hier seht ihr ergreifende Bilder davon.
„Gott, du kannst ein Arsch sein“ klingt im ersten Moment vielleicht nicht wie der motivierendste Leitspruch, wenn man einen Kampf im Leben auszutragen hat, doch für diese Menschen war er eben genau das – zum Beispiel, weil sie selbst an Krebs erkrankt waren, hauptsächlich aber, weil ihnen die Lebensgeschichte des jungen Mädchens und ihre Art und Weise, mit dem Schicksalsschlag umzugehen, Kraft gab und Mut machte.
Hach, bei solchen Stories – egal ob im wahren Leben oder „nur“ auf der Leinwand“ – wird man einfach richtig edelmütig vor dem Leben. Und dankbar, dass es einem (hoffentlich) selbst gut geht, man gesund ist. 🥺 In diesem Sinne: Holt euch ein Kinoticket, schaut euch den Film an und wer weiß, falls ihr gerade selbst mit etwas strugglet, dann könnt ihr daraus vielleicht wieder ein wenig Kraft schöpfen.
Wir drücken euch. ❤️