Curvy-Bombshell Hanna Wilperath (27) bekannt als Siegerin des TV-Formats „Curvy Supermodel“
Ich: Girl, lass‘ uns in diesem Talk mal so ehrlich über Bodyshaming, Hate-Kommentare und die angebliche „Förderung von Fettleibigkeit“ sprechen, dass es sogar weh tut! ❤️
Hanna: Du kennst mich, ich bin Kölnerin und es wird Zeit. Let’s do it!
Wenn ein Interview schon so beginnt, kann es nur gut werden. Obwohl eigentlich ist mir das schon klar, als Hanna Wilperath (27, bekannt aus dem TV-Format „Curvy Supermodel„) halbnackt, frisch mit Selbstbräuner eingestäubt und natürlich dem Gläschen Vino in Griffbereitschaft, es sich auf meinem flauschigen Wohnzimmer-Teppich gemütlich macht. Während ich ihr in kuscheliger Jogginghose gegenübersitze. Ihr lest es schon heraus, Body Issues gibt es bei uns nicht.
Und keine Panik an dieser Stelle, Hanna und ich sind nicht nur Kolleginnen (deshalb auch Dauer-Corona-negativ-getestet), sondern auch gute Freundinnen und Nachbarinnen. Außerdem haben wir eine Vorliebe dafür, auch mal unangenehme Themen auszudiskutieren. Und dazu gehören die oben genannten ja wohl ganz klar dazu. Spoiler: Ihr glaubt nicht, mit was sich Hanna da teilweise so rumschlagen muss.
Also seid ihr ready für ungeschönt ehrlichen Deeptalk? Hervorragend! Dann macht’s euch gemütlich, schnappt euch auch ein Gläschen Vino und lest selbst, was Hanna zu den Topics Bodyshaming und Co. so zu sagen hat.
– – – – –
Ich: Du bist eins der erfolgreichsten Models in Deutschland, mit Aussicht auf eine geile Karriere in NYC und trotzdem bekommst du gelegentlich hässliche Vorwürfe an den Kopf geschmissen. Um was genau geht es da?
Hanna: „Du bist schuld, dass unsere Jugend krank wird. Du bist daran schuld, dass junge Mädchen sich fett fressen und gehen lassen! Du bist daran schuld, dass wir alle mehr Krankenkassenbeiträge zahlen, denn du förderst Fettleibigkeit.“ – Es ist wirklich CRAZY, mit was ich mich manchmal beschäftigen muss. Es gibt Internet-Trolls, die mir vorgeworfen haben, „Fett-Sein“ zu verherrlichen und „ungesundes Leben“ zu fördern. Gerade durch das TV-Format „Curvy Supermodel“ oder bei Instagram-Postings von Marken, deren Zielgruppe nicht auf Plus Size/Curvy ausgelegt ist, muss ich mich manchmal mit sehr intensiven Angriffen auseinandersetzten.
Und? Förderst du durch deinen Beruf und dein Instagram-Profil „Dicksein“ und einen ungesunden Lebensstil?
Nein, das fördere ich wirklich nicht. Die Vorwürfe sind weit hergeholt und nicht bis zum Ende durchdacht. Natürlich kann ich Reize setzen und unterschwellig beeinflussen, dass Leute sich „gemütlich“ und „gut“ in ihrem Körper fühlen. Verdammt, ich fördere, dass Frauen sich endlich nicht mehr verstecken, sondern lernen auch mit „mehr Gewicht“ geil zu sein. Vielleicht unterlässt jemand wegen meiner Message der Akzeptanz sein Sportprogramm oder verbietet sich nicht den Snack zwischendurch. Das kann natürlich sein, so ehrlich muss ich sein… und sorry für den Flucher!
Hau raus, deswegen sitzen wir hier. Nur wieso ist das nicht bis zum Ende durchdacht?
Den Leuten, die mir unterstellen, ich fördere Kosten von Adipositas [Fettleibigkeit], kann ich nur auf demselben blöden Level entgegenkommen und die Frage zurückstellen, ob sie sich schon mal überlegt haben, dass ich die Kosten von Mental-Health-Issues lindere. Denn Depressionen sind aufgrund von mangelnder Selbstliebe und einem krankhaften Schönheitsdruck – auch von Mobbing – ein riesiges Thema!
Good Point! Was denkst du, um was geht es ihnen wirklich?
Eine Dicke, die sich gut fühlt, passt einfach nicht in ihr Weltbild. Sie finden das unästhetisch. That’s it. Würde es ihnen wirklich um die Gesundheit anderer gehen, dann würden sie die mentale Gesundheit mit einbeziehen und nicht so viel Hass fördern, sondern der Situation anders entgegentreten.
Wie geht es dir, wenn du Hass-Kommentare liest?
Es macht mich so sauer, Fine! Wenn mir jemand schreibt „Du bist fett“, dann so what. Ja, ich bin dick – deal with it! Es ist mir echt sch*** egal, denn ich kann sehr gut mit mir leben. ABER ich weiß – auch ganz direkt von meinen Followern – dass viele diese Hass-Kommentare auf sich selbst beziehen und nicht so gesund wie ich damit umgehen können. Das macht mich unfassbar wütend!!! Hauptsächlich für all diejenigen, die noch nicht die innere Stärke gefunden haben, zu ihrem Körper zu stehen. Wer mich zu diesem Thema angreift, der trifft meinen Gerechtigkeits-Nerv und bekommt eine verdiente Schelle zurück!
Sprich, du reagierst auf diese Kommentare?
Manchmal, doch hauptsächlich nicht meinetwegen. Ich habe Verantwortung für mein Profil und auch meinen Follower gegenüber, die übrigens auch ganz genau merken, wenn ich sauer bin.
Hanna auf dem Cover des Hochglanz-Fashion-Magazins „Tush“, fotografiert von Armin Morbach (2018)
Wie das?
Haha. Ich gebe gelegentlich Statements über meine Instagram-Stories ab, in denen ich mich zu diesen Angriffen, wie oben beschrieben äußere. Ich möchte mich menschlich nahbar zeigen, gleichzeitig auch klarmachen, wo die Grenzen des Anstandes liegen!
Du bist sehr temperamentvoll, ein wahrer Skorpion mit riesigem Herzen. Juckt es dich manchmal in den Fingern, einfach blöd zurückzubeleidigen?
Hahah, okay, ich bleib ehrlich! Wenn ich so einen Mist online lese, dann muss ich mich wirklich DERBE zusammenreißen, nicht übertrieben abzufluchen und denen den Kopf zu rasieren. Auch wenn ich persönlich sehr gut mit Hass-Kommentaren klarkomme, weiß ich, dass andere, die das lesen, es nicht gut wegstecken. Ein Teufelskreis, Fine. Deswegen kommt es schon mal vor, dass ich richtig laut vor meinen Freundinnen schimpfe und Wörter benutze, die nicht nett sind. So lasse ich die Wut raus, um danach nicht auf demselben Niveau, sondern diplomatisch, reagieren zu können.
Hat denn jemals jemand auf deine Reaktion Einsicht gezeigt; sich vielleicht sogar entschuldigt?
Im Internet habe ich leider noch nie nach einem „Bodyshaming“-Kommentar Einsicht bewirken können. Wirklich schade, ich befürchte die Kommunikationsform macht die Sache bei Internet-Trollen fast unmöglich. Aber in meinem privaten Leben, face to face, wenn ein gesunder Austausch stattfand, ist das definitiv vorgekommen.
Wie häufig kommt es vor, dass dich jemand angreift?
Well, immer dann, wenn ich relativ nackt bin, was ich sehr häufig bin – hahah. Jedoch seltener auf meiner eigenen IG-Seite, da sind Follower, die mich gerne anschauen. Doch gerade auf Profilen wie z. B. dem holländischen Label Hunkemöller, deren Zielgruppe nicht ausschließlich auf Plus Size oder Curvy fokussiert ist, stoße ich definitiv gelegentlich auf Bodyshaming.
Wie fällt der Support von Kunden für dich in diesem Moment aus?
Ganz unterschiedlich, doch größtenteils gut! Hunkemöller z. B. steht super hinter mir. Das Label gibt regelmäßig Statements dazu ab, dass sie keine Toleranz gegenüber verbalen Shaming-Angriffen dulden, sie zur Diversität von Menschen stehen und außerdem buchen sie mich regelmäßig!
Und andere Labels?
Klar, es gab auch andere Fallbeispiele, in denen ich mich allein gelassen gefühlt habe und enttäuscht über den schwachen Online-Auftritt war.
Was hilft dir, wenn du dir doch einmal eine Beleidigung zu Herzen nimmst?
Helfen tut dann nur, Klarheit zu schaffen, ein Statement abzugeben und weiterzumachen.
Klarheit worüber?
Klarheit darüber, dass diese Internet-Trolls mich nicht persönlich kennen. Sie urteilen ohne mich, meinen Lebensstil, mein Essverhalten oder gar meinen gesundheitlichen Status zu kennen. Es ist ein Unding, mir zu unterstellen, dass ich andere motivieren würde, fett zu sein (…). Doch viel wichtiger finde ich zu erwähnen, dass wir alle uns darüber klar sein sollten, dass am Ende des Tages JEDER für sich selbst entscheiden muss, wie man mit sich und seinem Körper, dem Essen und seiner Sportauslastung etc. umgeht und wie man in die eigene Verantwortung geht. No matter what.
Dein One-Million-Ratschlag an unsere Leser*innen?
Ich glaube, auch Wut und Beleidigungen sind ein Geschenk des Gegenübers und das muss man nicht annehmen. Also wenn mich jemand beleidigt, dann mache ich mir – vielleicht nach einem „kleinen Flucher“ – bewusst, die Aussage von dem Idioten erst gar nicht anzunehmen. Ich nehme nichts persönlich von Menschen, die mich nicht als Person kennen und das wünsche ich mir für jeden!
– – – – –
Liebe Hanna, ich danke dir für diese Worte! Das war wirklich sehr aufschlussreich und menschlich nahbar. Als Fazit kann ich nur betonen: Leben und leben lassen und wie du es so schön gesagt hast, die eigene Verantwortung übernehmen, auch für den Umgang mit Beleidigungen. Dann ist doch eigentlich alles gut.
Bis dahin ermutigst du uns alle in unserem Dasein weiterzumachen und den ein oder andren Internet-Troll mit einem Lächeln zu ignorieren, oder doch gelegentlich die verbale Schelle rauszuholen – denn auch das, ist jedem selbst überlassen.
Take care! ❤️
x Fine