„Jaja, der Klimawandel. Immer mehr Menschen verstehen: Es ist jetzt allerhöchste Eisenbahn“. Genau so beginnt das 26-minütige YouTube-Video der Chemikerin und Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim. Und was sie uns darin an geballter Faktenladung entgegenschleudert, hat es in sich. Im positivsten aller Sinne.
Wenn wir uns in dieser Woche also ein Video von der ersten bis zur letzten Sekunde anschauen sollten, dann ist es dieses hier. Denn es ist informativ, es ist verständlich erklärt, es schafft Klarheit – und gleichzeitig Verantwortung. Denn wir sind alle gefragt. Was diese überwältigende Aufgabe betrifft, die sich „Klimarettung“ nennt. Und das, obwohl (oder gerade weil) wir alleine nun mal nicht die Welt verändern können …
Klimaschutz muss politisch(er) werden
Was also tun, um wirklich etwas zu bewirken? Um Veränderungen in der Welt zu sehen? Wie handeln, um Klimaziele einzuhalten und unseren Planeten nicht noch weiter gegen die Wand zu fahren? Sind die eigenen, kleinen Handlungen überhaupt etwas wert? Ist die Einzelperson völlig hilflos oder doch absolut entscheidend?
Die schlechte Nachricht ist: Fahrradfahren alleine reicht nicht aus. Auch Bäume pflanzen, Mehrwegbecher nutzen und Flüge kompensieren nicht. Wir müssen größer denken, über das Individuum hinaus.
Die gute Nachricht dagegen: Das tun Wissenschaftler bereits seit Jahren. Und so gibt es inzwischen Pläne und Vorschläge an die Politik, die WIRKLICH funktionieren können. Wir müssen sie nur noch umsetzen. Und als Einzelperson unterstützen. Damit also zurück zu Mai Thi Nguyen-Kim und ihrem Video. Schaut es euch an, lasst es euch von uns zusammenfassen und bitte, bitte – nehmt es euch zu Herzen. 💚
Die Wissenschaft ist sich in 5 Punkten vollkommen einig:
Punkt 1: Wir brauchen eine CO2-Besteuerung…
Ja, das mit den Steuern ist so eine Sache. Denn es bedeutet: Einige unsere Konsumgüter werden teurer. Klingt schmerzhaft, ist aber trotzdem notwendig. Weil nur so der Verbrauch schädlicher Abgase unattraktiver gemacht werden kann. Vor allem bei den Gütern, die viel CO2 in der Herstellung verbrauchen, verändert sich also der Preis. Bei Benzin, tierischen Produkten, Flügen und Strom zum Beispiel. Und das beeinflusst automatisch unsere Kaufentscheidungen. Schlecht für die Umwelt wird schlechter für uns. Klimaschädlichkeit zeigt sich konkret am höheren Produktpreis. Andersherum heißt das aber auch: Kaufen wir CO2-arm ein, macht sich das im positiven Sinne an der Kasse bemerkbar. Die Nachfrage nach Produkten mit hohen Emissionen sinkt automatisch. Weshalb gleichzeitig der Anreiz der Unternehmen, Emissionen zu sparen und Alternativen zu finden, immer größer wird.
Punkt 2: … Aber niemals auf Kosten der sozialen Gerechtigkeit
Produkte mit hohen Emissionen „einfach nur“ teurer zu machen, würde allerdings in erster Linie Personen mit geringem Einkommen treffen. Und das kann definitiv keine Lösung sein. Niedrigverdiener leben meist ohnehin schon klimafreundlicher, da sie sich keine Flüge leisten können – oder die exotischen Früchte im Supermarkt. Sie damit zu „bestrafen“, nicht mal mehr ihr Auto nutzen oder den Strom bezahlen zu können, würde die Gesellschaft spalten. „Eine einfache Erhöhung der Lebenshaltungskosten? Ist deshalb ziemlich scheiße.“
Weshalb die CO2-Besteuerung keine Abgabe an den Staat sein darf, sondern an uns Verbraucher zurückgegeben werden muss. Indem die Einnahmen, die durch die Preise für Emissionen erzielt wurden, gleichermaßen auf die Bevölkerung umverteilt werden. Klingt auch noch nicht sehr fair? Ist es aber – wenn man sich den jeweiligen Lebensstandard anschaut. Wer sowieso schon recht CO2-arm lebt, weil er sich an günstigen Preisen orientiert und sparen muss, der hat am Ende mehr von der Rückzahlung des Staats, als er durch die Besteuerung ausgeben muss. Wer dagegen mehr CO2 ausstößt, als der Durchschnitt (durch ein dickes Auto oder viele Flüge zum Beispiel), der zahlt über die Rückzahlung hinaus. Gerade Haushalte mit geringem Einkommen würden als sogar mit einem Gewinn herausgehen. Und für alle anderen? Gäbe es endlich einen großen Anreiz, klimafreundlicher zu leben.
Punkt 3: Eine Besteuerung schadet der Wirtschaft nicht – im Gegenteil
Oftmals heißt es, ein Umdenken der Wirtschaft würde uns Arbeitsplätze kosten und dem Wettbewerb schaden. Das ist aber zu kurz gedacht: „Wir wissen, dass der Klimawandel höhere ökonomische Schäden anrichtet, als das, was wir heute an Kosten aufbringen müssen, um Emissionen zu reduzieren“. Um der Gefahr entgegenzuwirken, dass Unternehmen in Länder abwandern, die CO2 nicht besteuern, muss die Politik zudem den globalen Gedanken stärken. Veränderung braucht es überall auf der Welt. Und dafür muss in zukunftsorientierte, emissionsärmere Technologien investiert werden. Wer da nicht mithält, investiert und neue Arbeitsplätze schafft, wird stattdessen langfristig am Markt abgehängt.
Punkt 4: Höhere Preise alleine reichen nicht aus
Soviel ist klar: „Wenn ich CO2 sparen möchte, dann brauche ich andere Möglichkeiten, die mit weniger Emissionen auskommen.“ Was also parallel passieren muss, ist die Investition in nachhaltige Alternativen. Fahrradwege müssen ausgebaut werden, ebenso wie der öffentliche Nahverkehr. Denn wer auf dem Land auf sein Auto verzichten möchte, der muss auf anderem Wege von A nach B kommen. Wer Co2-armen Strom beziehen möchte, der braucht alternative, bezahlbare Anbieter. Wer auf das Flugzeug verzichten möchte, muss sich die Bahnfahrt leisten können. Dafür sind Investitionen und Subventionen notwendig. Forschung, Innovationen und Alternativen müssen aktiv vom Staat gefördert werden.
Punkt 5: Nur politische Maßnahmen können große Veränderungen bringen, ABER…
… wann und wie schnell und wie weitreichend diese Maßnahmen umgesetzt werden, dafür sind auch wir selbst verantwortlich. Jede und jeder Einzelne von uns. Denn wenn die Gesellschaft Druck macht, muss die Politik reagieren. Das können wir, indem wir über den Klimawandel sprechen, indem wir unsere kleinen, aber feinen privaten Fortschritte teilen, indem wir aufklären, Ansprüche stellen, Kaufentscheidungen treffen… UND indem wir uns gemeinsam stark machen. Auf dem weltweiten Klimastreik am Freitag, den 20. September, zum Beispiel. Unter dem Motto #AlleFürsKlima wird allein in Deutschland an über 200 Standorten für eine effektive Klimapolitik demonstriert. Wer von uns Zeit hat, der sollte also ein Teil davon werden. Denn genau diese Entwicklungen sind so verdammt einflussreich. Genau hier sind auf einmal wieder wir selbst entscheidend. Jeder von uns. Mit all unseren Mehrwegbechern. Denn genau wir können auf diesem Weg dafür sorgen, Punk 1 bis Punkt 4 so schnell wie möglich Realität werden zu lassen.
Jetzt aber genug zusammengefasst. Bitte schaut euch dieses Video an! Unbedingt!
Und geht am Freitag demonstrieren – wenn ihr irgendwie könnt.