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Mal was Positives: „Uns hat Instagram aus der Essstörung rausgeholfen“

Instagram steht ja für gewöhnlich in der Kritik: Das Netzwerk sei unauthentisch, viel zu oberflächlich und würde so Minderwertigkeitskomplexe und Essstörungen hervorrufen, heißt es. Zugegeben, auch wir haben schon so manches Mal mitgewettert, wenn es um #bodyshaming oder fragwürdige Challenges ging. Und ja, obwohl wir uns eigentlich eher #leidergeil finden, fällt es auch uns schwer, sich beim Angucken der Feeds von Gisele, Selena und Sylvie, sich daneben nicht wie ein  zu fühlen.

Anscheinend geht es aber auch anders: Manchen Menschen hilft das Netzwerk dabei, psychische Krankheiten zu überwinden. Patienten mit Essstörungen nutzen das Netzwerk zum Beispiel, um ihre Ernährung zu dokumentieren und ihre Genesung zu protokollieren. Das zeigen (neben den zahlreichen Fotos die man unter #recovery findet…) die Accounts von Userinnen dinkelflocke und conny_rennt. Beide Mädels hatten in ihrer Vergangenheit eine schwierige Beziehung zum Essen: ‚dinkelflocke‘ litt jahrelang an einer Essstörung, ‚conny_rennt‘ kompensierte Stress mit Nahrung und litt deshalb unter Übergewicht. Inzwischen konnten beide Mädels ihre Essstörung überwinden und haben endlich ein gesundes Verhältnis zu Nahrung. Dank ihrer Instagram-Accounts, wie sie uns verraten haben:

„Ich habe Instagram wie ein Essenstagebuch genutzt„, erzählt uns ‚conny_rennt‘, „dadurch ist mir erst bewusst geworden, wie und was ich den Tag über so esse.“ Bevor Conny anfing ihr Essen zu fotografieren, hatte sie zum Beispiel nie gefrühstückt. „Stattdessen habe ich mir unterwegs auf dem Weg zur Arbeit irgendetwas reingezogen. Manchmal sogar gleich zwei Mal: Ein Brötchen auf dem Bahnhof vor dem Einsteigen und nach dem Aussteigen am Arbeitsort gleich das nächste.“ Der Online-Redakteurin war, bevor sie sich bei Instagram anmeldete, gar nicht klar, dass man auch etwas frühstücken kann „was über einen Marmeladentoast“ hinausgeht.

Oatmeal, Chia-Pudding, Obstsalat… Wir alle kennen ja den typischen Instagram-#foodporn-Feed und so bekam Conny mit dem Netzwerk endlich einen Bezug zu gesunder Ernährung. Die neue Essensvielfalt machte Conny nach und nach immer schlanker und fitter. Und auch, als die Diät zeitweise zu streng wurde, konnte ihr das Netzwerk helfen: „Eine Zeit lang habe ich nur um die 1.000 Kalorien gegessen. Das ist natürlich zu wenig.“

Bevor sich daraus aber die nächste Essstörung entwickelte, zog Conny die Notbremse. Anstatt sich Sachen zu verbieten, ernährt sich Conny lieber gesund und pflanzenbasiert: Bei ihr kommen vor allem vegane Speisen auf den Tisch, ab und zu gibt es Bioeier. Ihre Figur hält Conny außerdem mit viel Sport, besonders das Laufen hat es ihr angetan. Auch hier hilft Instagram der Redakteurin dabei, den Schweinehund zu überwinden: „Wenn ich sehe, dass in meinem Feed heute schon vier Freunde laufen waren, fällt es viel leichter, selbst die Turnschuhe zu schnüren. Auch wenn man ursprünglich gar keine große Lust hatte.“ Das sei zwar auch ein Zwang, aber wenigstens ein positiver.

Ähnlich erging es auch Userin ‚dinkelflocke‘, die seit 2014 auf Instagram regelmäßig ihre Mahlzeiten und Sporteinheiten zeigt. Als sie mit dem Posten anfing, war die Instagrammerin zwar bereits auf dem Weg der Besserung, aber noch lange nicht gesund: „Ich kehrte nach vielen Jahren ganz bewusst und langsam dem Leben mit Essstörung den Rücken. Ich fing an, dem Thema ‚Essen‘ eine neue Position in meinem Leben zu geben. Trotzdem hatte es einen viel zu großen Stellenwert. Ich verbrachte viel zu viel Zeit mit dem Gedanken darüber, was ich wovon wieviel und wann aß. Dadurch, dass ich anfing die Mahlzeiten schön zu dekorieren und fotografisch für Instagram festzuhalten, aß ich viel bewusster und regelmäßiger.“

Die Userin sagt selbst, das Netzwerk habe ihr geholfen, ein gesundes Essverhalten aufzubauen. Trotzdem versteht ‚dinkelflocke‘, die inzwischen über 64.000 Follower hat, auch Kritik: Instagram solle ein Hobby sein, sagt sie. Und: „Instagram zeigt schöne Momentaufnahmen aber nicht das wahre Leben. Man sollte sich inspirieren und motivieren lassen und nicht unter Druck setzen.

Toll gesagt! Wenn wir das alle mehr beachten, können wir uns die Artikel über #bodyshaming und fragwürdige Challenges demnächst auch sparen.

Credit:Instagram.com/dinkelflocke/, Cornelia Neth

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