Zugegeben: Auch wir geben öfter mal einen tiefen Seufzer von uns, wenn wir dieses drückende Stück Stoff vor dem Einstieg in die noch drückendere Bahn über die Nase ziehen. Und auch uns ist es schon passiert, dass wir fluchend mit einem Tuch vor dem Gesicht in den Supermarkt stapften, weil die Maske dann doch nicht in der richtigen Tasche gelandet ist.
So ist das nun mal, mit einem neuen Alltag und anhaltender Veränderung. Wir müssen uns an sie gewöhnen… und können sie ganz sicher nicht in jeder Situation gleichermaßen befeiern. Was uns aber tatsächlich noch nicht passiert ist? Wir haben kein einziges Mal andere Menschen für unsere eigene Bequemlichkeit in Gefahr gebracht. Wir haben kein einziges Mal bewusst auf die Maske verzichtet, „weil sie halt irgendwie beim Atmen nervt“.
Denn Tatsache ist eben auch: Alles, was irgendwie im kleinen Rahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus helfen kann, das sollten wir auch annehmen und umsetzen. Ganz egal wie nervig es manchmal auch erscheinen mag.
Trotz dieser Gewissheit reißen Mythen und Vorurteile bezüglich der Maskenpflicht auch weiterhin nicht ab. Ob nun also wegen eigener Bedenken, oder um auf Argumente von anderen wissenschaftlicher reagieren zu können – in diesem Artikel haben wir ein für alle Mal mit den gängigsten Masken-Mythen aufgeräumt. Gemeinsam mit mehreren Experten, die gegenüber Bustle Rede und Antwort standen, klären wir die drängendsten Fragen… ebenso wie die haltlosesten Ausreden. Denn genau das sind letztlich viele davon eben doch…
Hier kommen die bekanntesten Mythen – und was Experten dazu zu sagen haben
„Mit Maske kann auf den Mindestabstand verzichtet werden“
Die Gesichtsmaske ist eine von vielen Maßnahmen, um die Ausbreitung des Virus weitestgehend einzugrenzen. Dennoch ist sie längst nicht die einzige. Vor allem das Zusammenspiel aus verschiedenen Vorsichtsmaßnahmen kann dabei helfen, die Reproduktionsrate niedrig zu halten: „Wir empfehlen auch weiterhin, an öffentlichen Plätzen einen Abstand von mindestens einem Meter einzuhalten. Trotz Gesichtsmaske“, gibt Dr. Robert Quigley, medizinischer Leiter von „International SOS“, seine Einschätzung.
Nur weil wir eine Maske tragen, sollten wir also weder auf den Mindestabstand verzichten, noch auf gründliches Händewaschen. Oder auf Desinfektionsspray. Oder eine gewisse räumliche Distanz unter. Das mag nach Einschränkung und Verboten klingen, ist aber definitiv weiterhin notwendig, wenn wir einer zweiten Pandemie-Welle keine Chance geben wollen.
„Das Tragen der Maske schützt zu 100 % vor Covid-19“
Leider handelt es sich auch hierbei um einen hartnäckig verbreiteten Irrtum – wäre aber auch zu schön gewesen. Weder Einwegmasken aus der Apotheke, noch DIY-Masken aus Stoff können vollständig vor einer Ansteckung schützen: „Die kleinen Viruspartikel, die in ausgeatmeten Atemtröpfchen gefunden werden und krank machen, können nicht vollständig herausgefiltert werden“, bestätigt Quigley.
Umso wichtiger ist es deshalb, dass wir uns alle gemeinsam an die Maskenpflicht halten. Vor allem schützt diese schließlich vor einer Ansteckung anderer: „Eine Gesichtsmaske verhindert bis zu einem gewissen Grad, dass Ihre Atmungstropfen andere infizieren, sei es im eigenen Haushalt oder in der Öffentlichkeit. Es geht nicht so sehr darum, Sie vor anderen zu schützen; es geht darum, andere vor Ihnen zu schützen.“ Tragen wir die Erreger also bereits in uns, können die durch das Tragen einer Maske wenigstens nicht weiter verbreitet werden.
„Alles, was Mund und Nase bedeckt, schützt gleichermaßen“
Jeder Schutz ist besser als kein Schutz. Dennoch gibt es deutliche Unterschiede, die es zu beachten gilt. Am besten für den Alltag geeignet ist dabei tatsächlich die selbstgenähte Stoffmaske. Sie sollte mehrlagig und faltbar sein, eng am Gesicht anliegen und einen formbaren Draht für die Nasenflügel enthalten: „Achten Sie darauf, dass die von Ihnen erstellten oder gekauften Stoffgesichtsmasken breit genug sind, um Nase und Kinn zu bedecken, und so eng anliegen, dass keine Lücken entstehen. Diese enge Passform verhindert, dass Partikel durch die Luft wandern und aus den Lücken entweichen können.“
Wer die Möglichkeit dazu hat, sollte eine solche Maske also immer dem Schal oder Taschentuch vorziehen. Auch die richtige Tragweise ist allerdings maßgeblich an der Effizienz des Schutzes beteiligt: „Masken müssen sowohl Ihr Kinn als auch Ihren Mund und Ihre Nase bedecken“, fügt Quigley hinzu.
„Masken verringern den Sauerstoffaustausch“
Das Tragen von Masken mag unkomfortabel sein, gefährlich ist es aber keinesfalls. Außer für Menschen mit ernstzunehmenden Asthma- und Atemwegserkrankungen natürlich. Die müssen sich hier aber ohnehin nicht angesprochen fühlen. Denn meist sind es nicht sie, die fehlenden Sauerstoff beim Tragen beklagen. Natürlich muss aber auch diese Sorge ernst genommen werden. Was sagt also ein Experte dazu, dass der Sauerstoffaustausch durch die Masken so erheblich eingeschränkt sein soll?
„Tücher und chirurgische Masken sind nicht dicht genug, um den Sauerstoff zu begrenzen. Auch Kohlendioxidmoleküle diffundieren frei durch die Masken hindurch und ermöglichen einen normalen Gasaustausch während der Atmung“, erklärt Notarzt Dr. Robert Glatter. Einen geringeren Sauerstoffgehalt oder erhöhten CO2-Gehalt müssen wir im Blut also nicht befürchten.
„Die Mühe lohnt nicht, das alles ist doch eh bald vorbei“
In dieser Annahme liegt vielleicht sogar der größte Irrglaube. Genau das Gegenteil ist stattdessen der Fall. Das Tragen von Masken in öffentlichen Räumen trägt maßgeblich dazu bei, dass es sich momentan fast schon wieder nach dem Ende der Pandemie anfühlt. Die Fallzahlen sinken, die Wirtschaft erholt sich. Eben genau WEIL sich so viele Menschen an die Hygienevorschriften halten.
Nur deshalb ist es möglich, wieder ins Restaurant zu gehen und Läden zu öffnen. Nur deshalb können wir uns überhaupt einen Urlaub in diesem Jahr vorstellen. So lange es keinen Impfstoff und keine einheitlichen Behandlungsmöglichkeiten gibt, bleiben Mundschutz und Abstandsregelungen also auch weiterhin unsere beste Versicherung: „Sie sind Teil der Lösung“, erklärt auch Notarzt Dr. Larry Burchett: „Wahrscheinlich ist die Zeit dafür gekommen, einen Stil zu finden, der Ihnen gefällt und den Sie tolerieren können. Denn die Masken werden ein Teil einer jeden absehbaren Zukunft sein, die ich mir vorstellen kann.“