Der Himmel ist blau, die Erde ist rund, zwei Menschen zusammen ergeben ein perfektes Paar. Lange schienen all diese Aussagen gleichermaßen in Stein gemeißelte Wahrheiten zu sein. Doch das 21. Jahrhundert rüttelt inzwischen heftig an einer dieser vermeintlichen Realitäten. Und das ist auch gut so!
Keine Sorge, wir sind nicht etwa gerade zu kleinen Verschwörungstheoretikern geworden. Die Erde bleibt natürlich auch weiterhin rund. Im Gegensatz dazu sind wir aber durchaus dafür, neben der monogamen Beziehung endlich auch weitere Modelle der einvernehmlichen Liebe gesellschaftsfähig werden zu lassen. Ob als kurze Etappe im Leben oder doch als gängiges Beziehungsmodell. Schon lange steht die Frage im Raum, ob eine Person allein wirklich diejenige sein kann, mit der wir auf ewig glücklich sind – oder sein wollen.
Ob Lebensabschnittsgefährte, offene Beziehung oder die Partnerschaft mit mehr als zwei Liebenden. Polygame Paarmodelle gibt es nicht erst seit heute, und doch sind wir auch heute noch weit davon entfernt, sie als gleichwertig berechtigte Konzepte in der Gesellschaft zu akzeptieren. Warum eigentlich?! Liebt doch einfach, so viele ihr wollt – solange all die Beteiligten das ebenso sehen (Sorry Dude, deine heimlich Affäre kannst du damit leider nicht legitimieren 💁). Und weil sich so manch einer da draußen inzwischen schon längst seine ganz eigenen Gedanken zum Verfallsdatum der Monogamie gemacht hat, kommen hier 6 weitere Merkmale, zusammengetragen von „The Cut“, die durchaus aufzeigen könnten, wie kompatibel wir im Einzelnen tatsächlich mit polygamen Beziehungskonzepten sind…
Du bist extrovertiert und leidenschaftlich – in jeder Hinsicht
„Menschen, die die engagiertesten Polyamoristen sind, sehen Beziehungen oft als ein engagiertes Hobby an“, erklärt Dr. Elisabeth Sheff, Soziologin, die bereits mehrere Bücher zu genau diesem Thema geschrieben hat. Weiter führt sie fort: „Das bedeutet nicht, dass introvertierte Personen keine polygamen Beziehungen eingehen können. Doch sie sind schneller mit der Gesamtsituation überfordert und von der Menge an Kontakt und Kommunikation mit den Partnern überwältigt. Extrovertierte hingegen sprechen Probleme an, reden darüber und schaffen mit ihrer Begeisterungsfähigkeit viele Fallstricke bereits von vornherein aus dem Weg.“
Du kommunizierst sehr gerne und sehr viel
Kommunikation ist vermutlich das wichtigste Stichwort. Wer dazu neigt, Streitigkeiten auszusitzen und Probleme totzuschweigen, der wird in einer polyamorösen oder offenen Beziehung ganz schnell Schwierigkeiten bekommen. Denn auf einmal müssen nicht nur die Gefühle von zwei Personen bedacht werden, sondern gleich die von mehreren Beteiligten. „Wer nicht monogam leben möchte, sollte dazu bereit sein, die eigene Kommunikation nicht nur zu verbessern, sondern sie im besten Fall bereits gut zu beherrschen“, beschreibt Dr. Sheff.
Du liebst es zu teilen – in allen Lebenslagen
Natürlich können wir von unserer abendlichen Chips-Packung auf der Couch nicht direkt auf unseren präferierten Beziehungsstil schließen. Doch laut der Soziologin sagt die grundlegende Einstellung, wie gerne wir etwas mit anderen teilen, doch viel über die Bereitschaft aus, auch unsere Beziehung zu öffnen: „Ist Teilen etwas, das dir Spaß macht und wonach du suchst? Oder bist du eher jemand, der alles schön für sich behält, auf dem eigenen Teller? Personen der zweiten Kategorie neigen dazu, diesen vermeintlichen Anspruch selbst in einer einvernehmlichen polygamen Beziehung irgendwann geltend zu machen.“
Komplizierte Gefühle schrecken dich nicht ab
Lasst uns den Tatsachen ins Auge blicken: Jede Form von Beziehungsmodell, in der mehr als zwei Personen involviert sind, führt zwangsläufig irgendwann zu Unsicherheitsgefühlen, Eifersucht und Verlustangst. Gerade dann, wenn man sich dieser Idee erst neu öffnet. Es muss also die Bereitschaft da sein, diese herausfordernden Emotionen zuzulassen – und an ihnen zu wachsen. „Du solltest bereit sein, vollkommen ehrlich mit jeder involvierten Personen umzugehen.“ Außerdem ist der Spagat nötig, die Beziehung zu allen Beteiligten gleichermaßen zu pflegen. Ganz egal ob als Liebesgemeinschaft oder einer offenen Beziehung. Das bedeutet Arbeit – und viel Wertschätzung.
Du lässt dich von Eifersucht nicht bestimmen oder einnehmen
Für viele gehört Eifersucht zu einer Beziehung fast schon dazu. Dass dieses Gefühl aber kein „Zeichen wahrer Liebe“ sein muss, haben wir an anderer Stelle bereits für euch geklärt. Trotzdem muss man im Falle einer Polygamie bereit sein, sich vollkommen davon freizumachen. Denn Eifersucht, Angst und Unsicherheit potenzieren sich natürlich schnell, wenn man weiß, was der andere (oder die anderen) außerhalb des eigenen Bettes so treiben. „Emotionen bewusst zu managen, ist eine Fähigkeit, die trainiert werden muss. Jeder spürt Stiche und Ängste. Allerdings solltest du für ein nicht-monogames Modell bereit dazu sein, mit Eifersucht umgehen zu können“, warnt die Soziologin.
Dich stört der Gedanke nicht, deinen Partner mit jemand anderem zu sehen
Lasst euch nicht von dem „verlockenden“ Gedanken hinreißen, ihr könntet auf diesem Weg ja „endlich mal wieder mit jemand anderem schlafen“. Wer nur sich selbst in fremden Betten sieht, es dem Partner aber nicht zugestehen kann, der sollte seine Beziehung wohl besser nicht öffnen: „Viel wahrscheinlicher ist es dann, dass du einfach nicht komplett erfüllt bist. Du bist vielleicht gelangweilt, möchtest dir selbst Abwechslung ermöglichen – deinem Gegenüber aber nicht.“ In diesem Fall sollte lieber an der eigenen, aktuellen Beziehung gearbeitet werden und nicht an einer neuen, polyamoren. Nur wer selbst bereit ist, Abstriche zu machen, kann mit einem nicht-monogamen Beziehungskonzept langfristig glücklich werden.
Und genau das ist wohl der entscheidende Punkt. Einer, der letztlich die Affäre von der offenen Beziehung abzugrenzen vermag. Und der so manch einen feuchten Traum dann vielleicht doch wieder zerplatzen lässt. Polygamie kann für die richtigen Menschen das Gefühl von Liebe durchaus verdoppeln, wenn nicht sogar verdreifachen. Für andere ist es aber oftmals vor allem mit Leid und Herzschmerz verbunden. Es gilt also: Immer erstmal schön an die eigene Nase packen. Will ich nur ausbrechen – oder kann ich tatsächlich auch selbst loslassen…? Wer diese Frage eindeutig für sich beantworten kann, dem können wir eigentlich nur noch mit auf den Weg geben: GO FOR IT (was immer das auch für den einzelnen bedeuten mag). 👬👭👫