Es ist eine Frage, die Unwohlsein in uns auslöst. Vielleicht sogar einen gewissen Widerstand oder Ablehnung. Und doch wird genau sie heute Abend erstmals vom NDR gestellt: „Kannst du ein Tier töten?“. Die zweiteilige Reportage-Reihe gewährt Einblicke in einen Ort, zu dem wir schon lange den Bezug verloren haben – dem Schlachthaus.
Denn jedes Stück Fleisch, jede Wurst, jedes Burgerpatty, jede Hühnerbrühe und Bolognese enthält Teile eines Tieres, das irgendwann einmal am Leben war. Es ist okay, sich dennoch für den Konsum von tierischen Produkten zu entscheiden. Solange wir uns mit der Herkunft auseinandersetzen. Denn könnten wir die selbe Menge auch dann vertilgen, wenn wir dem Tier selbst den Todesstoß geben müssten?
Der Norddeutsche Rundfunk stellt diese unangenehme Frage genau deshalb jetzt drei verschiedenen Fleischesser*innen. Heute Abend um 21.15 Uhr wird Studentin Maya in einer ersten Folge gezeigt. Sie kocht, isst, kauft gerne regelmäßig Fleisch – und soll sich gemeinsam mit einem Metzger nun auf einem Hof ihr Essen selber schlachten. Ihr Essen, das ist in diesem Fall ein dreijähriges Schaf. Eines, das sich kuscheln lässt und neugierig ist. Eines, das von Maya gestreichelt – aber auch auf dem Weg zum Tod begleitet wird.
Will man noch essen, was da auf dem Teller liegt, wenn man selbst an der Tötung beteiligt war? Wenn man das Tier plötzlich ’süß‘ findet, seine Angst spürt oder das Fiepen hört? Genau das versucht der NDR in dieser schonungslosen Reportage mit Maya herauszufinden.
„Vom Leben zum Tod, vom Tier zum Fleisch“
Vor allem auch, um uns wieder näher heranzuführen an das, was da wirklich hinter der verschweißten Verpackung im Supermarkt steckt. In der Programmbeschreibung heißt es dazu:
„Wir senden diese Filme, weil das Thema „Schlachten“ zum Fleischessen dazugehört. Viele von uns aber haben den Bezug zu Fleisch und Tier, zu Leben und Tod verloren. Wir kaufen Fleisch im Supermarkt – vakuumverpackt mit Bildern von lebendigen Tieren auf grünen Wiesen. Wir wollen daran erinnern, dass es Mühe und Arbeit bedeutet, ein Tier großzuziehen und dass erst im Schlachthaus aus dem Tier ein Stück Fleisch wird.“
Und es stimmt: Wir haben uns so weit vom Ursprung unserer Lebensmittel entfernt, dass uns kaum noch bewusst ist, was wir da eigentlich tagtäglich konsumieren. Würde unsere Fleischkonsum sich ändern, wenn jede Schlachtung unsere eigene Aufgabe wäre? Würden wir die Produkte mehr wertschätzen, sie vielleicht sogar in geringerer Menge oder gar nicht mehr zu uns nehmen?
Die Herkunft gehört zur Ernährung dazu
Es geht nicht darum, Fleisch schlichtweg zu verteufeln. Weder uns, noch dem NDR. Aber es steckt nun mal bei jedem Bissen genau das dahinter, was in der Reportage gezeigt wird. Sollte also nicht jeder, der sich vom Tier ernährt, zumindest auch mit der Herstellung konfrontiert werden können?
Für unser Fleisch werden Tiere getötet. Tiere, die oftmals ein weitaus schlechteres Leben haben, als diejenigen in der Dokumentation es vor ihrem Tode jemals hatten. Vielleicht sollten wir gerade deshalb alle einschalten, wenn Maya versucht, ihr eigenes Schaf zu schlachten. Um Wertschätzung neu zu definieren – und um unseren Umgang mit anderen Lebewesen grundlegend zu überdenken. Weil das da auf dem Teller eben nicht nur dann ein totes Tier ist, wenn uns die Schlachtung vorher vor Augen geführt wird …
Die zensierte Version lässt sich bereits jetzt auf YouTube anschauen: