Die zweite Staffel von „13 Reasons Why“ läuft noch nicht mal zwei Wochen und schon ist die ganze Welt in heller Aufregung (wir mit eingeschlossen). Ja, auch die Fortsetzung der heiß diskutierten Teenie-Serie sorgt für Gesprächsstoff – eine Menge Gesprächsstoff!
Eine Tatsache, die uns allerdings nicht wirklich überraschen sollte. Im Gegenteil: Schon vor Monaten kündigten die Macher von „Tote Mädchen lügen nicht“ an, dass sie sich auch dieses Mal „nicht zurückhalten“ würden.
Und nein, das haben sie wirklich nicht, da können wir aus eigener Erfahrung sprechen. Denn für alle, die die neuen Folgen noch nicht geschaut haben sollten, sie sind krass, bohren sich in dein Gedächtnis und lassen dich so schnell nicht mehr los. So viel sei an dieser Stelle schon mal gesagt.
Die zweite „13 Reasons Why“-Staffel polarisiert mit neuen, brutalen Szenen
Ja, wir saßen eigentlich während der gesamten Staffel angespannt vor unseren Bildschirmen, immer mit dem Gedanken im Kopf, einfach mal für einen Moment die Augen zu schließen – taten wir aber nicht. Nein, wir haben durchgehalten, bis zur letzten Szene. Also auch der Szene (+++ACHTUNG SPOILER+++), in der Tyler auf die abscheulichste Art und Weise von Monty und seinen Kumpels missbraucht wird.
Es ist eine Szene, die uns heute mal kurz wünschen lässt, dass wir eben doch die Augen geschlossen hätten. Und es ist eben die Szene, die vielleicht das Fünkchen zu viel war.
„13 Reasons Why“ ist eine „tickende Zeitbombe“!
Denn trotz der neuen Warnvideos und eingeblendeten Hilfs-Webseiten, mit denen die Serien-Macher eigentlich das Drama der ersten „13 Reasons Why“-Runde verhindern und direkt auf die krassen Szenen aufmerksam machen wollten, gehen Kritiker aktuell mehr auf die Barrikaden denn je.
Vorne voran: der amerikanische Parents Television Council.
„Netflix hat Teenagern und Kindern, die sich ’13 Reasons Why‘ ansehen, eine tickende Zeitbombe geliefert. Die inhaltlichen und thematischen Elemente der zweiten Staffel sind noch schlimmer, als wir erwartet haben“, machte PTC-Präsident Tim Winter in einem Statement deutlich.
Seine Forderung: die Serie aus dem Netflix-Programm streichen!
„Wir hätten nach dem drastischen Selbstmord der weiblichen Hauptdarstellerin gerne 13 Gründe für Hoffnung und Erlösung gehabt. Aber anstatt einen Weg nach vorne aufzuzeigen, bietet die Staffel nur Anlass zur Verzweiflung“, so seine weitere Argumentation.
Und er hat in vielen Punkten Recht. Denn wer vor der zweiten Staffel dachte, die Dinge würden sich regeln und die Darsteller – und damit irgendwie auch wir – könnten letztendlich ihren Frieden mit Hannahs Geschichte machen, der hat sich geirrt. Und zwar gewaltig!
Denn am Ende saßen auch wir ein wenig verzweifelt vor unserem Laptop. Verzweifelt über neue, schreckliche Dinge, die den Schülern an der Liberty High passieren mussten. Verzweifelt über die Tatsache, dass nicht mal ein Bryce zur Rechenschaft gezogen werden kann. Verzweifelt über eine riesengroße Machtlosigkeit. Im Kopf: eine endlose Schleife neuer Fragen.
Ja, die Bedenken des Elternrats des amerikanischen Fernsehens (PTC) sind durchaus gerechtfertigt. Denn es lässt sich trotz Warnvideos nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, wie bestimmte Teenager auf diese brutalen Szenen reagieren.
Der Meinung ist auch PTC-Programm-Direktorin Melissa Henson, die sich die zweite „13 Reasons Why“-Staffel bereits ansah.
„Wenn du mit Gefühlen wie Hoffnungslosigkeit oder Depressionen in die Serie gehst, wirst du dich danach nie besser fühlen. (…) Für Kinder, die bereits gefährdet sind, die gemobbt oder misshandelt werden, kann die Show nur dazu dienen, diese Gefühle auszulösen und gefährliche reale Lebensumstände zu schaffen“, heißt es im Statement.
Wie wird Netflix auf die erneute Kritik reagieren?
Dabei sollten wir natürlich nicht ganz außer Acht lassen, worum es den Machern bei der Serie in erster Linie wirklich geht. Denn gerade solche Szenen, die wir hier diskutieren, sollen die Menschen wachrütteln und dazu anregen, über Tabu-Themen zu sprechen, die oftmals viel zu sehr totgeschwiegen werden.
Und das nun mal mit unheimlich ehrlichen (wenn auch verstörenden Bildern), die am Ende jedoch nur eins zeigen: die traurige Wahrheit. Eine Wahrheit, die sich leider viel zu oft im Stillen um uns herum abspielt.
Was die erneuten Diskussionen für die 2. Staffel von „13 Reasons Why“ bedeuten und ob der PTC weitere Schritte einleiten wird, ist zu derzeit noch nicht bekannt. Auch ein offizielles Statement von Netflix gibt es zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie uns der Streaming-Dienst auf Nachfrage mitteilte.