Wie schön ist es doch, daran erinnert zu werden, dass auf schlechte Nachrichten auch mal gute folgen können. Immer dann, wenn uns neue Informationen dazu erreichen, wie große die Auswirkungen des Klimawandels bereits sind, fällt es schließlich schwer, nicht einfach so zu resignieren.
Immer wieder wünschen wir uns in genau diesen Momenten schlaue Köpfe, innovative Ideen und realisierbare Technologien, die dabei helfen können, bereits angerichteten Schäden einzugrenzen. Und genau dieser Wunsch wurde jetzt offenbar erfüllt. Das Projekt „The Ocean Cleanup“ vermeldet erstmals eine erfolgreiche Sammelaktion von Plastikmüll aus dem pazifischen Ozean.
Ein Fangarm gegen die Umweltverschmutzung
Bereits seit einem Jahr konzentriert sich das Unternehmen des 25-jährigen Niederländers Boyan Slat auf die Perfektionierung eines Fangarms, der Tiere und Ökosysteme verschont – während er gleichzeitig Kunststoff aus dem Wasser filtert. Immer wieder gab es dabei technische Probleme. Jetzt scheint der bislang größte Durchbruch geschafft zu sein: Die Anlage trägt Plastik zusammen, das auf der Wasseroberfläche treibt.
Der junge Visionär, der es sich zum Ziel gemacht hat, alle Weltmeere von Plastikmüll zu befreien, verkündete in einem medienwirksamen Livestream: „Nach einem Jahr voller Tests ist es uns gelungen, ein in sich geschlossenes System zu entwickeln, bei dem die natürlichen Kräfte des Ozeans zum passiven Auffangen und Eisammeln von Kunststoff genutzt werden können.“
Mit anderen Worten: Riesige Rohre werden u-förmig gegen die Strömung ausgerichtet und fangen all den Müll ab, der durch die natürlich Bewegung des Wassers zu ihnen getrieben wird. Ähnlich einer schwimmenden Barriere verfängt sich all das Kunststoffmaterial darin, während Fische und andere Lebewesen schwer genug sind, um von der Strömung unter der Barriere hindurchgedrückt zu werden. Nur das an der Oberfläche treibende Plastik bleibt hängen.
„The Ocean Cleanup“ ist mit dieser Technologie Vorreiter
So die Theorie. Die jetzt auch in der Praxis erste Erfolge verzeichnen kann. Seit August treibt der Plastiksammler zwischen Kalifornien und Hawaii im sogenannten „Großen Pazifischen Müllteppich“ umher. Allein in diesem Areal finden sich aufgrund der aufeinandertreffenden Strömungen bis zu 80.000 Tonnen Plastik (mehr dazu hier). Kleine und große Teile. Reste von Shampoo-Flaschen, Bürostühle, Fischernetze. Alles Müll, der irgendwann einmal von irgendjemandem in die Natur entsorgt wurde. Und jetzt, vielleicht Jahrzehnte später, endlich wieder aus dem Meer gefischt werden kann.
Denn die Idee von „Ocean Cleanup“ steht gerade erst am Anfang. Nach dieser erfolgreichen Testphase sollen größere Filteranlagen folgen, die den Müll länger aufhalten und einkesseln können. Sind die Behälter „gefüllt“, wird der Inhalt von Schiffen abgeschöpft und an Land in einen Recycling-Kreislauf gespeist.
Der Filter bekämpft die Auswirkungen – aber nicht die Ursache
Was fantastisch klingt und Hoffnung macht, ist nicht die einzige Entwicklung, auf die wir uns verlassen dürfen. Es ist toll, dass die bereits entstandene Verschmutzung auf diesem Wege wieder aus der Natur entfernt werden kann. Es wäre aber noch viel toller, wenn in Zukunft überhaupt kein neuer Müll mehr nachkommen würde. Kein Plastik, dass die Umwelt verschmutzt. Keine Kunststoffe, die von Tieren mit Nahrung verwechselt werden.
Boyan Slat macht mit seinem ehrgeizigen Projekt einen wichtigen Schritt in Richtung saubere Weltmeere. Vielleicht sogar einen der größten. Den absolut wichtigsten können aber auch wir selber tun. Mit jeder unserer Kaufentscheidungen. Mit jedem Umweg zum nächsten Mülleimer und jeder noch so kleinen Verpackungsalternative, auf die wir zurückgreifen. Denn auch heute sind es noch mehrere Millionen Tonnen Kunststoff im Jahr, die ihren Weg ungefiltert in die Ozeane finden. Lasst uns gemeinsam an dieser Stelle ansetzen. Und so, irgendwann vielleicht sogar, diese geniale Erfindung wieder überflüssig machen. 🙏
Schaut euch die genauen Informationen im Livestream an: