Das schlechte Gewissen beschleicht mich bereits, als ich in der mir wohlbekannten App auf „Kaufen“ klicke. Noch stärker wird es, als ich, haargenau 45 Minuten später, das Klingeln der Wohnungstür vernehme. „Ja, danke, vierter Stock bitte“, erkläre ich routiniert in die Gegensprechanlage, greife nach dem vorbereiteten Zwei-Euro-Stück und laufe dem Boten hastig einige Stufen entgegen.
So oder so ähnlich sehen aktuell (zu) viele meiner Abende aus. Ob nun indisches Curry, italienische Pizza oder vietnamesischer Reisnudelsalat. All die schönen Stunden im Restaurant werden notgedrungen in die eigenen vier Wände verlegt. Der „Lockdown Light“ lässt mich meine Lieblingsläden kaum anders unterstützen. Der persönliche Stress tut da nur noch sein übriges.
Nur all zu gerne will ich stattdessen wieder die Straßen entlang flanieren, mich durch Gassen schnuppern und dort einkehren, wo sich das wohligste Gefühl breitmacht. Solange das aber nicht möglich ist, manövriere ich mich eben gekonnt von der To-go-Bestellung zum Lieferservice und wieder zurück. Nicht jeden Tag natürlich. Auch nicht jede Woche. Aber eben doch in regelmäßiger Häufigkeit. Und genau das ist eigentlich schon zu viel für mich.
Take-away nimmt zu – und damit auch das Müllproblem
Jedenfalls dann, wenn ich an das ganze Verpackungsmaterial denke, das sich da immer wieder neben meiner Mülltonne stapelt. Pizzakartons, Pappbehälter, Aludeckel und Schaumstoffschalen. Mein ökologischer Fußabdruck kann diese Entwicklung keinesfalls gutheißen. Und unser Planet schonmal gar nicht. Schließlich bin ich längst nicht die einzige, die sich auf diesem Wege ein wenig Unabhängigkeit und Normalität zurückzuholen versucht.
Einfach wegdenken lässt sich der zusätzliche Müll aber dennoch nicht. Nicht aus dem eigenen Haushalt – und auch nicht von den Straßen. Einer bundesweiten Studie zufolge machen Plastik- und Verpackungsmüll demnach inzwischen bereits fast die Hälfte der deutschlandweiten Umweltverschmutzung aus.
Gerade Pizzakartons seien zu einem „Symbol für den Anstieg beim Müllaufkommen in der Corona-Zeit geworden“, zitiert das Enorm Magazin dazu beispielsweise eine*n Vertreter*in der Stadt Nürnberg. Wie gehen wir perspektivisch also um mit diesem Problem, das niemals weg war… uns jetzt aber dennoch mit doppelter Heftigkeit um die Ohren fliegt?
Ein Mehrweg-Pfandsystem muss her!
Eigens mitgebrachte Dosen und Taschen werden, aus hygienischen Gründen, aktuell nur selten angenommen. Verständlich irgendwie. Und trotzdem herzzerreißend. Schließlich kann die Zersetzung von Einwegprodukten und kunststoffhaltigen Verpackungen oft jahrzehntelang andauern… während für die Produktion neuer Materialien gleichzeitig weiterhin Bäume gerodet und Rohstoffe erschöpft werden.
Warum gibt es also nicht längst ein funktionierendes Modell, mit dem sich genau dieser „Müll“ wieder in einen Kreislauf zurückführen lässt? Ein Pfandsystem für Verpackungen quasi? Umweltministerin Svenja Schulze sieht genau darin jedenfalls eine langfristige Lösung: „Die Alternative muss Mehrweg sein“, betont sie. Denn nur so kommt die Veränderung auch wirklich der Umwelt zugute. Verbote führen stattdessen meist nur zu einer Problemverlagerung. Und unter höheren Bepreisungen würden wohl vor allem kleinere Unternehmen leiden müssen.
Höchste Zeit also, dieses Wunschdenken endlich wahr werden zu lassen. Erst gestern wurde entsprechende ein Gesetzesentwurf zur Mehrweg-Verpackungspflicht vorgestellt. Ab 2022 könnte dieser für den Außer-Haus-Verkauf von Gastronomiebetrieben in Kraft treten. Doch nicht nur auf politischer Ebene tut sich langsam etwas. Immer mehr junge Unternehmen bringen innovative Produkte auf den Markt, die ein Pfand- oder Mehrwegsystem von Verpackungen hoffentlich ganz bald flächendeckend möglich machen. Konzentrieren wir uns also am besten darauf… während wir hoffnungsvoll doch nochmal mit der eigenen Brotdose durch die Straßen ziehen. NOCH ist diese Möglichkeit nämlich weiterhin die nachhaltigste. 🙏
So sieht die Zukunft von Verpackungen aus
Tiffin Loop
Praktisch, robust und mit einem sicheren Verschlussmechanismus ausgestattet kommt sie daher, die Pfanddose aus Metall von Tiffin Loop. Das Berliner Start-up will, in Zusammenarbeit mit (hoffentlich immer mehr) Gastronomiebetrieben, das Take-away-Geschäft Box für Box nachhaltiger machen.
Das Prinzip dahinter ist denkbar einfach. Wer vor Ort oder Online bestellt, kann sich gegen eine Pfandzahlung von 15 Euro die Mahlzeit in eine der Metallboxen füllen lassen. Diese hält warm, lässt sich gut transportieren und kann vor allem ganz einfach in allen teilnehmenden Betrieben abgegeben werden. Eine gründliche Reinigung übernehmen anschließend die Geschäfte – damit die Dosen ohne Probleme und so schnell wie möglich wieder ins Kreislaufsystem zurückgeführt werden können.
PizzaBow
Auch PizzaBow setzt auf Mehrweg statt Einweg… und revolutioniert mal eben den klassischen Pizzakarton. Die praktische Box aus recycelbarem Plastik hält warm, schließt auslaufsicher ab und kann vor allem immer wieder verwendet werden.
Teilnehmende Gastronomien bekommen die Boxen zur Verfügung gestellt und können diese direkt an die Haustür der Kund*innen liefern. Dort wird die Pizza ausgehändigt und die Mehrwegschale vom Personal direkt wieder mitgenommen. Lediglich der unterliegende Pappzuschnitt, der zur Übergabe dient, muss weiterhin fachgerecht entsorgt werden. Durch das praktische Design fällt dabei aber 55 Prozent weniger verbrauchtes Material an, als etwa bei herkömmlichen Take-away-Kartons.
Living Packets
Nicht nur To-go-Gerichte sorgen für ordentlich Verpackungsmüll. Auch der Versand von Paketen macht einen großen Teil des Müllproblems aus. Weshalb Living Packets jetzt auf die Mehrwegvariante bei Online-Bestellungen setzt. Die „The Box“ besteht aus widerstandsfähigem Material, kann diebstahlsicher verschlossen werden und übersteht etwa 1000 Fahrten, bis sie aufbereitet werden muss.
Insgesamt können mit einer Box im Laufe ihres Einsatzes 665 kg CO2 eingespart werden. Und auch die Menge an neuem Material geht entscheidend zurück. Die Mehrweg-Pakete werden im Bestellprozess ganz einfach im entsprechenden Online-Shop ausgewählt und nach dem Erhalt wieder in einen Kreislauf zurückgeführt. Entweder durch die persönliche Nutzung, oder aber, indem die Boxen beim nächsten teilnehmenden Einzelhändler (etwa einem Supermarkt) abgegeben werden.
Glasmahl
Neben Metall und recyceltem Plastik kommt immer wieder auch Glas zum Einsatz, wenn es um die Einsparung von Verpackungsmaterial und Ressourcen geht. So setzt Glasmahl etwa auf die Nutzung von Weckgläsern beim Transport der hauseigenen Speisen.
Der Lieferservice bietet einen gesunden Mittagstisch und versendet garantiert umweltfreundlich und wiederverwertbar. Eingekauft werden die Mahlzeiten meist als Wochenration. Sie sind nicht konserviert, dafür aber frisch zubereitet und können ganz einfach im Topf oder der Mikrowelle aufgewärmt werden. Bestellungen lohnen sich aufgrund der größeren Mengen vor allem für Betriebe und Unternehmen. Die Abgabe der leeren Gläser erfolgt ganz unkompliziert bei der nächsten Lieferung.