Autsch, diese Nachricht schmerzt. So oft haben wir schließlich schon in freudiger Erwartung berichtet. So häufig standen die Zeichen bereits gut. Und jetzt? Scheinen all die zarten Bemühung wieder verflogen zu sein…
Anstatt auf Verpackungsmüll zu verzichten, schießen die Zahlen in den letzten Monaten nämlich wieder ganz besonders in die Höhe. Dafür scheint es gleich mehrere Gründe zu geben. Zum einen fluten Einwegmasken wie nie zuvor die Welt. Zum anderen werden mit der Coronakrise die Auswirkungen des Klimawandels plötzlich auch als weniger relevant angesehen.
Die Zahl des Einwegplastiks steigt wieder an
Irgendwo verständlich. Immerhin geht es dabei ganz akut um Existenzen und die eigene Gesundheit. Trotzdem ist auch die andere Krise nicht einfach wieder aus der Welt zu denken. Und genau deshalb schmerzt sie vermutlich auch so sehr, diese aktuelle Zahl: Um ganze 20 Prozent ist die Menge von Leichtverpackungsabfällen laut „ZDFheute“ in den letzten Monaten angestiegen. Der Trend geht zurück zum Einwegplastik. Und das längst nicht nur aufgrund des notwendigen Virenschutzes.
Unter dieser Entwicklung leiden aktuell vor allem viele Recycling-Unternehmen. Bisher schien ihr Absatzmarkt stetig zu steigen – aktuell brechen dagegen reihenweise die Aufträge weg. Niedrige Ölpreise sorgen für eine billige Neuproduktion von Plastik, was plötzlich wieder attraktiv für viele Unternehmen zu sein scheint.
Recycling in der Krise
Von Umweltschutz und Klimabewusstsein kann da wohl kaum noch die Rede sein. Auf einmal stehen wieder großer Profit und schneller Konsum vor dem grün-gewaschenen Image. Und genau das sorgt bei Recyclern aktuell für eine große Existenzbedrohung. Denn wer will schon Recyclingmaterial, wenn es die Neuware um die Hälfte günstiger gibt?!
„Recycling interessiert derzeit keinen“, heißt es von Seiten der Branche in einem Bericht vom „Europäischen Wirtschaftsdienst“. Dabei hat sich an der Umweltschädlichkeit von Einwegplastik auch in Zeiten der Coronakrise rein gar nichts geändert. Peter Kurth, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE), fordert daher gegenüber dem ZDF: „Wir sammeln und recyceln Kunststoffe wie die Weltmeister, haben aber trotzdem ein Riesenproblem, weil die Wiederverwendung nicht gewährleistet ist. Wir benötigen daher dringend verbindliche Rezyklat-Quoten für neue Kunststoffprodukte.“
Heißt im Klartext: Recycling-Kunststoffe müssen attraktiver werden. Und, gerne auch mit Hilfe einer Quote, vor Neuplastik bevorzugt behandelt werden. Bis wir an diesem Punkt letztlich aber sind, rät Peter Kurth eindringlich dazu, auch beim eigenen Konsum nachzufragen: „Wenn wir unser Essen jeden Tag in Plastikboxen nach Hause liefern lassen oder jeden Mist bei Amazon bestellen, müssen wir uns nicht wundern, wenn die Menge an Verpackungsabfällen durch die Decke geht.“
Und genau dieser Lebensrealität können wir alle wohl nur durch eigenverantwortliches Handeln etwas entgegensetzen. 💪