Fast hätten wir ja schon gar nicht mehr daran geglaubt… und dann geht auf einmal doch alles ganz schnell. So schnell, dass wir uns heute Mittag doch tatsächlich beinahe an unserem Lunch verschluckt hätten. Die Plastiktüte wird verboten. Also jetzt wirklich, endgültig, unwiderruflich… hoffentlich.
Was lange währt wird endlich gut, schießt es uns da natürlich sofort durch den Kopf. Denn auch wenn Bundestag und Bundesrat dem Verbot erst noch zustimmen müssen, sind wir doch einen entscheidenden Schritt weiter: Es gibt den ausformulierten und vor allem beschlossenen Gesetzesentwurf vom Bundeskabinett. Laut der Tagesschau sollen zunächst die Abgeordneten im Bundestag nun über das neue Gesetz abstimmen können.
Was genau das Verbot bedeuten würde? Ab 2020 sollen innerhalb einer 6-monatigen Übergangsfrist alle Plastiktüten aus Geschäften und dem Einzelhandel verschwinden. Ein halbes Jahr bekommen die Unternehmen also Zeit, um ihre Bestände aufzubrauchen und Alternativen auf den Weg zu bringen.
Es ist, verglichen mit vielen stagnierenden Forderungen der Umweltpolitik, nur ein kleiner Schritt, aber eben doch einer, der die Menschen sensibilisieren kann. Bevor wir ganz stagnieren, drehen wir dann eben doch lieber nach und nach an jedem Rädchen einzeln. Denn im Gegensatz zu Umverpackungen von Lebensmitteln ist DIESE Form von Einwegplastik nun wirklich ohne Probleme zu ersetzen.
Manchmal erzielen nur Verbote die gewünschte Wirkung
Neben den herkömmlichen Plastiktüten werden mit der Verabschiedung des Gesetzes auch Varianten aus biologisch abbaubarem Kunststoff nicht mehr erlaubt sein, bestätigt das Umweltministerium. Lediglich wiederverwendbare Tragetaschen und dünne Gemüsetütchen dürfen auch nach 2020 noch angeboten werden. Diese Einschränkung resultiert vor allem aus der Befürchtung, dass ohne Gemüsetüten viele Menschen wieder auf Obst und Gemüse umsteigen würden, das komplett und einzeln in Plastik verpackt ist. Daraus ergibt sich die Gefahr, sehr große Portionen zu kaufen, und letztlich neben der Verpackung auch noch vermehrt Lebensmitteln wegschmeißen zu „müssen“.
Es gibt also einiges zu bedenken. Auch im Hinblick auf die Unternehmen, für die ein Umstieg große strukturelle Umstellungen bedeuten könnte. Ein notwendiger Schritt bleibt das Verbot aber dennoch. Mindestens! Denn es reicht auf Dauer eben oftmals nicht aus, an das Gewissen des Einzelnen zu appellieren. Einwegplastik muss aus den Geschäften – und langfristig auch aus unseren Köpfen – verschwinden. Komplett. Denn nur wer nicht mehr darauf zurückgreifen kann, gewöhnt sich langfristig um. Und steckt sich irgendwann ganz automatisch jeden Tag ’nen Jutebeutel in die Tasche. Und ein wiederverwendbares Gemüsesäckchen. Was nach unbequemem „Verzicht“ klingt, muss nämlich längst keiner sein.
Die Möglichkeiten sind da. Bunt und vielfältig. Sie nennen sich Jutebeutel, Mehrweg-Netzchen, Milchkarton oder Einkaufskorb. Wir müssen sie nur nutzen – und aus sinnvollen Verboten das Beste herausholen. Der Umwelt zuliebe und damit eben vor allem wieder, Überraschung (!!), uns selbst.