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Die EU ist der zweitgrößte Regenwaldzerstörer und JA, das hat bereits weitreichende Konsequenzen

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Eine Fläche von 4.340 Fußballfeldern wird im Amazonas Regenwald täglich abgeholzt. Eine Größe, die rational nur schwer vorstellbar ist. Und das, obwohl mit der Maßeinheit „Fußballfeld“ doch bereits ein möglichst realitätsnaher Rahmen geschaffen werden soll. Unfassbar bleibt es dennoch.

Und macht den entscheidenen Fakt einmal mehr deutlich: Was wir mit dieser Erde anstellen, ist katastrophal! Weil jeder abgeholzte Quadratkilometer Wald gravierende Auswirkungen auf Ökosysteme, die Tierwelt, und auch uns selbst haben kann.

Dazu aber gleich noch mehr. Zunächst wollen wir den Finger lieber noch ein wenig tiefer in die Wunde legen. Eine Studie des WWF zeigt jetzt nämlich auf, wer ganz besonders stark für den Waldschwund verantwortlich ist. Und siehe da: Die EU zählt mit zahlreichen Importen, etwa von Soja oder Palmöl, zu den größten Tropenwaldzerstörern unseres Planeten. Weltweit stehen wir hinter China auf Platz 2 und haben in den Jahren 2005 bis 2017 ganze 16 Prozent der Rodungen zu verantworten.

Das sensible Ökosystem Regenwald

Was aber heißt das genau? Nun ja: Ein endloser Konsum muss nunmal irgendwie  befriedigt werden. Und weil im Amazonasgebiet günstig in Monokulturen angebaut werden kann, lassen sich zahlreiche EU-Länder Rohstoffe und Produkte von dort aus heranliefern. Um dieser wachsenden Nachfrage gerecht zu werden, müssen zunehmend Bäume für Ackerland weichen. Damit noch mehr Soja und noch mehr Palmöl angebaut werden kann…

Während die riesigen Mengen an Palmöl meist in den verschiedensten Produkten unseres alltäglichen Bedarfs landen (Ja, auch im Nutella! Ja, in der Sonnencreme!), werden die Sojaimporte aus Südamerika größtenteils für Tiernahrung benötigt. Um auch den Fleischkonsum der Europäer*innen weiterhin stillen zu können. Ein komplexer Zusammenhang also. Mit sehr eindeutigen Konsequenzen.

Denn der Mensch braucht die Regenwälder – auch wenn das aktuell noch nicht stark genug zu spüren sein mag. Wir sind auf die Kohlenstoffdioxidspeicher angewiesen! Und auf eine gesicherte Sauerstoffproduktion: „Die Ära der Naturzerstörung muss enden, denn natürliche Ökosysteme wie Wälder sind unsere Lebensversicherung“, findet entsprechend auch Christiane Scholl vom WWF. Doch auch darüberhinaus sind die Auswirkungen bereits weitreichend und deutlich erkennbar. Infektionskrankheiten beispielsweise, können sich deutlich schneller entwickeln, wenn Tier und Mensch immer näher zusammenrücken.

Europas Import von Soja und Palmöl hat Konsequenzen

Die Taz schreibt dazu: „Wer abholzt, abbrennt, Straßen in Wälder schlägt, [der] heizt nicht nur das Klima auf, sondern setzt auch komplexe Ökosysteme unter Druck. Wildtiere, vom Insekt bis zum Säugetier, verlieren Territorien, Fressfeinde und Wirte. Sie und ihre Viren, Bakterien, Pilze finden neue – durch den Kontakt mit Menschen, der sie isst, nutzt oder einfach nur trifft.“

Sogenannte Zoonosen, also Erreger, die vom Tier auf den Menschen übertragbar sind, haben leichteres Spiel, wenn Lebensräume fehlen und andere Wirte ausgerottet werden. Gerade in tropischen Wäldern nehmen solche Infektionen, wie etwa das Coronavirus, häufig ihren Anfang. Durch Zerstörungswut, Massentierhaltung (wodurch eine Ausbreitung exponentiell gesteigert wird) und den globalen Handel könnte es zukünftig also immer häufiger zu Pandemien kommen… die nur schwer eingrenzbar sind.

Der Wald und die Pandemien

Auch unser alltägliches Leben ist also ganz konkret von einem intakten Ökosystem „Wald“ abhängig. Wir dürfen die natürlichen Prozesse nicht als grundgegeben hinnehmen. Und schon gar nicht als ein Gut, das wir bis zum äußersten ausbeuten können. Was wir im Kampf gegen pandemische Infektionskrankheiten – neben Impfstoffen – also am dringendsten benötigen, ist Prävention. Mit jedem Besuch im Supermarkt treffen wir eine Entscheidung. Legen wir wert auf die Inhaltsstoffe unserer Lebensmittel? Ersetzen wir tierische Produkte auch mal durch pflanzliche Alternativen, deren Rohstoffe (wie Soja, Lupine oder Erbsen) meist in Europa angebaut werden? Und machen wir uns bewusst, was für Auswirkungen Palmöl auf unser Leben haben kann…?

Natürlich sind wir niemals alleine verantwortlich. Die Zahlen aber sprechen für sich! 4,2 Millionen Hektar Regenwald wurden allein im vergangenen Jahr zerstört. Die Welt braucht Schutzgebiete, faire Handelsabkommen, Regelungen gegen Ausbeutung und die Bereitschaft, für eine nachhaltige Produktion auch mal einen höheren Preis zu zahlen. Wortwörtlich in diesem Fall. Und natürlich vorrangig an diejenigen gerichtet, die sich das auch leisten können. Weil wir uns vor allem an die eigene Nase fassen sollten. Damit die EU in Zukunft im besten Fall nie wieder für 16 Prozent der Rodungen verantwortlich ist.

Kriegen wir das hin?

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