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Sind große romantische Gesten wirklich romantisch? Oder einfach nur problematisch? Was Experten sagen

„Große romantische Gesten“ – Das klingt erstmal nice, oder? Und zwingt einen, sofort an all die kitschigen Rom-Coms zu denken, die Film und Fernsehen so hervorgebracht haben. Und das sind bekanntlich einige. Und fast in jeder zweiten davon, springt doch irgendwann irgendein Kerl (oder auch Girl, um hier mal nicht in Schubladen zu denken) auf die Bühne, um sich für irgendwas zu entschuldigen, das er leider gerade verzapft hat. Oder es gibt am Ende die krass romantischen Heiratsanträge mitten bei ’nem Konzert vor Tausenden Menschen… oder auf ’ner Birthday-Party, damit auch alle Liebsten es direkt mitbekommen… oder auch als Flashmob verpackt in irgendeiner Einkaufsmall.

Die große romantische Geste halt. Oder sollten wir das romantisch lieber mal ganz schnell gegen problematisch ersetzen? Denn ist das echt cute? Völlig ad hoc und teilweise auch noch vor einer riesigen Menschenmenge mit so super deepen und teilweise sogar lebensverändernden Topics überrumpelt zu werden? Ähm, nope! 😄 Uns schüttelt’s alleine bei dem Gedanken daran schon. Aber nicht so voreilig. Denn wir beschäftigen uns gerade so intensiv mit dem Thema, weil sich Tyla ebenfalls mal mit dem Phänomen der „großen romanischen Gesten“ auseinandergesetzt hat. Und Grund dafür war wohl eine Szene in der britischen „Love Island“-Variante. Ja, Freunde, auch im echten Leben (was Trash-Shows natürlich mit einschließt, haha) kommt es mal zu solch deepen Handlungen. Wir wollen nicht zu sehr ins Detail gehen, aber es ging um eine Situation zwischen Millie und Liam (die zwei Cuties rechts oben im Bild). Letzterer kuschelte und knutschte wohl fremd, obwohl er eigentlich mit Millie verbandelt war. Und weil er die Blondine zurückgewinnen wollte (seine kleinen, handschriftlichen Notizen aber nichts brachten), setzte er zur großen romantischen Geste an und schwafelte vor versammelter Mannschaft von seinen Gefühlen und dass er Millie zurückwolle. Was offensichtlich auch irgendwie funktionierte…

Und jetzt kommt wieder die Frage: Ist das wirklich romantisch oder einfach nur manipulativ, weil das „Opfer“ (Millie in dem Fall) einfach nur unter Druck gesetzt wird, weiterzumachen?! Genauso Heiratsanträge vor großem Publikum… kann man in so einer Situation überhaupt Nein sagen? Klar, kann man… aber macht man das auch? Wenn einen Tausend Augen dabei beobachten? Oder sind Szenen, wie auch diese legendäre von Heath Ledger in „10 Dinge, die ich an Dir hasse“, einfach nur falsch und seeeehr problematisch?

Tyla hat da mal bei ein paar Expert:innen nachgehakt. Mit dem klaren Ergebnis, dass große romantische Gesten definitiv nicht so romantisch sind, wie sie auf den ersten Blick vielleicht scheinen. Und zwar aus vielerlei Hinsicht. Jess Adams, Spezialistin für kognitives Verhalten, beschreibt solche öffentlichen Liebesgesten sogar als „unglaublich problematisch.“ 

„Kino und traditionelle Medienplattformen verstärken ‚die große Geste‘ als den ultimativen Weg, Liebe zu geben und zu empfangen“, so die Expertin. Das impliziert unterschwellig aber laut Adams die Lektion, dass man, um die Liebe zu bekommen, die man verdient, erst auf die große, tolle Geste warten muss… und durch sie vielleicht sogar in eine Beziehung gerät, in der die eigenen Bedürfnisse nicht komplett erfüllt werden. We mean, wie oft sieht man das in Filmen… kaum kommt die große Geste, sind alle vorherigen Probleme plötzlich vergessen.

Aber ein viel greifbarer Punkt ist natürlich die Sache mit dem Druck. Denn der ist in Situationen mit Publikum natürlich viel riesiger als alleine unter vier Augen. „Die überwiegende Mehrheit der Menschen – insbesondere Menschen, die sehr empathisch sind oder dazu neigen, anderen zu gefallen – werden einen erhöhten Druck verspüren, eine große Geste der Liebe zu akzeptieren, obwohl sie sich nicht gehört, gesehen oder respektiert fühlen.“ Und um dem Gegenüber Demütigung zu ersparen, machen oder sagen diese Personen dann halt Dinge, die sie vielleicht gar nicht zu 100 % so meinen.

Alex Mellor-Brook, Beziehungsexperte, geht sogar noch einen Schritt weiter und spricht von „emotionaler Manipulation“. Denn ja, auch dafür nutzen viele große Gesten, schlichtweg, um ein „schlechtes Verhalten [oder] ein schlechtes Gewissen“ zu verschleiern. AHA! Und bei diesem Beispiel müssen wir ja direkt wieder an die „Love Island“-Situation denken. Liam hat’s verkackt und um nicht als Arschloch der Nation dazustehen, packt er lieber die große, romantische Rede aus.

Nicht falsch verstehen… klar, gibt es natürlich auch romantische Gesten, die total durchdacht und wahrhaftig sind, nur findet man eben auch genügend Gegenbeispiele. „Es gibt Menschen, die Geschenke und Gesten benutzen, um damit andere Menschen zu kontrollieren“, so der Experte gegenüber Tyla. Denn viele erhoffen sich damit indirekt (oder vielleicht auch ganz direkt) eine Gegenleistung. Na, denkt ihr dasselbe wie wir? 😬 Riecht verdächtig nach Dario, der in der 2. Folge der aktuellen „Bachelorette“-Staffel direkt mal den Ring seiner Oma ausgepackt hat, um ihn Maxime zu schenken! Und die hat ihn im ersten Moment völlig überrumpelt und überfordert angenommen. Und genau das ist halt das Ding von großen Gesten. Kommen sie im falschen Moment, also oftmals zu früh (ja, Timing ist da alles) oder mit zu viel/dem falschen Publikum, kann das Ganze ganz schnell floppen. Denn das Schlimmste, was passieren kann, ist nun mal, dass sich die andere Partei in die Enge getrieben fühlt.

Es ist also entscheidend, dass man sich genau überlegt, wann man mit einer großen Geste ankommt und welche Gedanken dahinterstecken. Tut man es nämlich nur für sich, also mit Hintergedanken (was bei Liam oder Dario doch etwas so wirkte), ist die große Geste alles andere als groß und romantisch. „Die interessante Frage ist – Wird sie mit ehrlichem Gefühl gegeben oder ist sie nur eine manipulative Geste?“, so Mellor-Brook in dem Kontext.

Also lieber zweimal darüber nachdenken, wenn eine/r euch das nächste Mal vor Publikum mit Rosen und Liebesbekundungen überschüttet. 😜

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