Es ist das Horror-Szenario von wahrscheinlich jeder Frau. Dieser Moment, in dem man plötzlich aus heiterem Himmel von seiner Periode überrascht wird. Außerhalb der heimischen vier Wände. Ohne einen Tampon oder eine Binde in der Tasche und natürlich auch keine beste Freundin in Sicht, die einem mal eben mit ihrem privaten Taschen-Vorrat aushelfen kann.
Und dann sitzt man da, mit Schweißperlen auf der Stirn und händeringend seine Möglichkeiten abwägend. Nach Hause fahren? Und vorher noch ein bisschen Klopapier ins Höschen stopfen und hoffen, dass nichts durchsickert? Oder einfach direkt im Erdboden versinken?
Ja, schlimmer geht’s wohl kaum! Doch leider ist genau dieses Szenario ein gängiges Problem. Denn auch wenn jede Frau Monat für Monat mit ihrer Menstruation zu kämpfen hat und das Prozedere zu den natürlichsten Dingen dieser Welt gehört, sieht es mit der nötigen Ausstattung auf öffentlichen Toiletten trotzdem mau aus.
Oder um es ganz deutlich zu sagen: Klopapier, Seife und Co.: Ja! Tampons und andere Hygiene-Artikel für Frauen: Nein!
Dabei könnte doch genau diese Lösung das Leben von Millionen Frauen so viel einfacher machen und beschämende, blutige „Unfälle“ für immer der Vergangenheit angehören lassen. Und mal ehrlich, wenn auf einigen Toiletten schon das Geld für Hygienebeutel reicht, warum dann auch nicht direkt für Tampons und Co.? Berechtigte Frage, oder?
Eins steht fest: Es würde Frauen und vor allem auch jungen Girls in Zukunft definitiv so einiges ersparen. Denn wer als junges Mädchen schon mal aus heiterem Himmel auf der Schultoilette seine Periode bekam – als würde die gesamte Situation einen anfänglich nicht schon genug überfordern ☝️ – weiß, wie peinlich, erniedrigend und fast schon traumatisch so ein Vorfall sein kann.
Schottland verteilt ab sofort gratis Tampons und Binden an Schulen und Unis…
Ein Umstand, der endlich aufhören muss. Denn keine Frau sollte sich jemals für ihre Periode schämen müssen. Das verstand nun auch Schottland, das seit Kurzem als erstes Land an allen öffentlichen Schulen und Unis gratis Tampons und Binden für Frauen verteilen will.
„In einem Land, das so reich ist wie Schottland, ist es inakzeptabel, dass Menschen sich abmühen müssen, um ganz grundlegende Hygieneprodukte zu kaufen“, so die schottische Ministerin Aileen Campbell gegenüber dem Guardian zu diesem wichtigen Schritt. 👏🏼
Und wichtig ist er nicht nur, um Frauen jeder Altersklasse die Scham über eine plötzliche Blutung – ohne Hygiene-Artikel in Sicht – zu ersparen. Denn viele Frauen kommen überhaupt erst in so eine umangenehme Situation, weil sie sich schlicht und einfach keine Hygieneartikel leisten können. Und das ist eine Tatsache, die einfach nicht sein darf. Jedoch immer noch gang und gäbe ist.
… und setzt damit ein wichtiges Zeichen!
Wie der Guardian ebenfalls berichtet, soll eine Studie von Young Scot unter mehr als 2.000 schottischen Befragten ergeben haben, dass jede vierte befragte Schülerin oder Studentin keinen vernünftigen Zugang zu nötigen Hygieneartikeln hat. Viele junge Frauen würden daher der Schule fernbleiben oder gar versuchen, die Situation mit Klopapier zu überbrücken.
Eine Unmöglichkeit, die sich nun ändern soll. Und dafür nimmt Schottland einiges an Geld in die Hand. „Unsere Investition von 5,2 Millionen Pfund wird dazu führen, dass Tampons und Binden denjenigen, die sie brauchen, in einer sehr sensiblen und würdevollen Art zur Verfügung gestellt werden“, so Campbell.
Und dafür können wir an dieser Stelle nur nochmal applaudieren. 👏🏼👏🏼👏🏼 Denn mal ehrlich, keine Frau hat sich schließlich selbst ausgesucht, jeden Monat für eine knappe Woche „auszubluten“. Und dann sollen wir dafür auch noch bestraft werden? Nein, das ist nicht fair.
Findet übrigens auch Monica Lennon, Politikerin der schottischen Labour Party, die dafür kämpft, dass Tampons, Binden und Co. in Schottland in naher Zukunft sogar komplett frei erhältlich sind. „Der Zugang zu Hygieneprodukten sollte ein Grundrecht sein, unabhängig vom Einkommen. Niemand sollte sich dieser Demütigung aussetzen müssen, nur weil man nicht auf diese wesentlichen Produkte zugreifen kann“, stellte sie gegenüber dem Magazin klar.
Denn dass Frauen-Hygiene-Artikel dieser Art in so vielen Ländern noch immer als Luxusartikel gelten und deshalb so hoch besteuert werden, ist eine absolute Frechheit. Und dass auch nur aus dem einfachen Grund, da Tampons nicht zu den Produkten des täglichen Bedarfs gehören.
In Deutschland werden Frauen noch immer für ihre Periode abgezockt
Also müssen Frauen stattdessen hohe Steuern zahlen, um Hygiene-Artikel zu erhalten, auf die sie nun mal gezwungenermaßen angewiesen sind.
Und ja, davon sind auch wir hier in Deutschland noch immer betroffen. Und das, obwohl sich stetig mehr Aktivistinnen gegen diese Tatsache auflehnen.
Erst 2016 startete trèsCLICK eine Petition, die sich für gratis Tampons und Binden auf öffentlichen Toiletten einsetzte.
Doch davon ist heute noch nicht viel zu spüren. Ganz im Gegenteil sogar: Denn noch immer zahlen wir Frauen 19 Prozent Mehrwertsteuer für Tampons und Co. Und nur mal so zum Vergleich: Produkte wie Hundekekse, Bücher oder Blumen haben in Deutschland den ermäßigten Mehrwertsteuersatz von 7%.
Wir lachen an dieser Stelle dann mal kurz auf und können in diesem Zuge eigentlich nur noch um eins bitten: Liebes Deutschland, bitte nimm dir ein Beispiel an Schottland und gehe diesen wichtigen Weg mit, der schon lange bitter nötig war.
Und dann heißt es bald hoffentlich nur noch eins:
Gratis Tampons für alle!