Serena Williams bleibt dabei, mehr denn je: So vehement und kraftvoll sie ihren Tennisschläger schwingt, so wortgewaltig wehrt sie sich gegen mindestens diskussionswürdige Doppel-Standards im Tennis.
Nachdem die 36-jährige Profisportlerin bereits Ende August in einem Tutu bei den US-Open erschienen war – ein Seitenhieb gegen den fragwürdigen Dresscode im Tennissport – sorgte sie am vergangenen Wochenende, beim Finale der US-Open, erneut für Aufsehen.
Williams war während ihres Matchs gegen die Japanerin Naomi Osaka in den Augen des Schiedsrichters Carlos Ramos von ihrem Trainer vom Spielfeldrand aus gecoacht worden. Was zwar eigentlich nicht erlaubt, dennoch aber gängige Praxis ist.
Serena Williams schlägt zurück!
Es folgten mehrere Verwarnungen vonseiten des Schiris – auch, weil Serena Williams wenig später aus Wut ihren Tennisschläger zertrümmerte. Am Ende ging sie als Verliererin aus dem Match. Nicht aufgrund ihrer eigentlichen Spielleistung, sondern weil der Schiedsrichter sie nach der dritten Verwarnung mit einem „kampflosen Spielverlust“ bestrafte – die Niederlage für Williams.
In der anschließenden Pressekonferenz machte Tennisspielerin ihrem Ärger Luft. Das Verhalten von Carlos Ramos sei sexistisch gewesen:
„Ich habe andere Männer gesehen, die andere Dinge zu anderen Schiedsrichtern gesagt haben. Ich bin hier, um für Frauenrechte, Gleichberechtigung und all das zu kämpfen. Ich habe ihn als Dieb bezeichnet, weil er mir ein Spiel weggenommen hat, das fühlt sich für mich sexistisch an. Einem Mann hätte er dafür nie ein Spiel weggenommen.“
Dass im Profi-Sport, wie im Arbeitsleben (wie …) Frauen und Männer noch längst nicht gleich behandelt werden, immer noch viel zu oft (!) mit zweierlei Maß gemessen wird, ist keine Neuigkeit.
Befeuert wird die Diskussion glücklicherweise aber nun durch die jüngsten Ereignisse beim US-Open-Finale.
Denn zwar mögen einige Serena Williams‘ Verhalten als viel zu aufbrausend, sogar unsportlich empfunden haben – die Mehrheit ihrer Kollegen und Kolleginnen, ihrer Fans und der User im Netz feiert das Tennis-Ass für seinen Mut, das Kind beim Namen zu nennen.
So twitterte Tennis-Idol Billie Jean King unter anderem: „Wenn eine Frau emotional ist, wird sie als ‚hysterisch‘ hingestellt und bestraft. Wenn sich ein Mann so verhält, ist er ‚direkt‘ und es hat keine Auswirkungen.“
3 Serena-Quotes, die wir uns merken sollten
Damit hat Serena Williams wütend, laut und kraftvoll eine weitere Möglichkeit geschaffen, in den Dialog zu gehen und damit hoffentlich eher mittel– als langfristig einen Wandel herbeizuführen. Denn alleine wenn darüber diskutiert werden muss, ob ein Mann während dieses entscheidenden Tennisspiels dieselbe Behandlung erfahren hätte wie eine Frau, ist das andere Match, das außerhalb des Tennis-Courts noch lange nicht gewonnen.
Das weiß Serena Williams am besten. Seit Jahren setzt sich die Powerfrau für die Gleichberechtigung von Mann und Frau ein, dafür, dass sich das Frauenbild ändert – sowohl von außen auferlegt, als auch aus uns selbst heraus. Denn nur weil wir ja eigentlich wissen, dass niemand, als wir selbst uns definiert, landen doch immer wieder hartnäckige Selbstzweifel wie kleine gelbe Bälle im Netz unserer Gehirnwindungen.
Nehmen wir also die drei folgenden Zitate von Powerfrau Serena Williams und schreiben sie uns mit Textmarker hinter die Ohren – für den Extra-Kick Motivation und für ein Fair Play uns selbst gegenüber:
„Wenn du eine Niederlage erleidest, stehst du wieder auf und machst es besser. Du versuchst es wieder. Das ist das, was ich in meinem Leben mache – wenn ich am Boden bin, wenn ich krank bin, will ich einfach nicht aufhören. Ich mache weiter und versuche mehr zu schaffen (…) Versuche es weiter.“
„Ein Champion wird nicht darüber definiert, wie oft er gewinnt, sondern wie er sich von seinen Tiefpunkten erholt.“
„Du kannst jede Größe haben und du kannst schön sein – von innen und außen. Uns wird immer erzählt, was schön ist und was nicht – und das ist nicht in Ordnung.“
Übrigens: Serena Williams muss für ihren Ausraster auf dem Tennisplatz nun 17.000 Dollar Geldstrafe zahlen. Die Tatsache, dass sie mit ihrem Verhalten eine derart wichtige Debatte losgetreten hat? Unbezahlbar!