Warum überrascht uns diese Meldung jetzt irgendwie so gar nicht? Netflix will aus „Squid Game“ die größte Reality-Show aller Zeiten machen. Mit einem fetten Gewinn als Belohnung. 4,56 Millionen Dollar, um genau zu sein. Was umgerechnet halt fast 4,4 Millionen Euro sind. Wowi. Da kann man sich natürlich schon mal überlegen, ob man sich ins Abenteuer „Squid Game: The Challenge“ schmeißen soll. Denn klar, wir können natürlich davon ausgehen, dass Netflix seine 456 (!!) gesuchten Teilnehmer:innen nicht allesamt killen wird. So wie es ja im Netflix-Hit passiert. Das schlimmste Schicksal, das die Kontrahent:innen hier ereilen kann, ist laut der Website des Games nämlich, „mit leeren Händen“ nach Hause zu spazieren. Das ist wohl zu verkraften. Wie das Ganze dann letztlich allerdings ablaufen soll, ist aktuell noch nicht wirklich raus. Es soll aber wohl zehn Folgen geben, in denen die Kandidat:innen (gesucht werden englischsprachige Leute aus allen Teilen der Welt) dann in Games gegeneinander antreten. Neue Games und Games, die von der Show inspiriert sind. Heißt, bei „Rotes Licht, grünes Licht“ zappelt dann zwar ’ne Puppe rum, es wird aber keiner erschossen, der sich verbotenerweise noch bewegt? Oder der seinen Keks beim Schnitzen zerbricht? Jep, das ist wohl anzunehmen. Wer scheitert, kann dann halt einfach gehen…
Und trotzdem hinterlässt alleine die Vorstellung bei uns irgendwie schon ’nen faden Beigeschmack. Denn braucht die Welt sowas jetzt echt? Ein „Squid Game“? Denn nur zur Erinnerung: Die Show zeigt, wie sich die wohlhabende, „herrschende“ Klasse einen Spaß mit einkommensschwachen und marginalisierten Mitgliedern der Gesellschaft macht. Angelockt von dem großen Geld und aus ihrer Verzweiflung heraus (Stichwort: Schulden) werden die Armen zu Spielfiguren, die der Belustigung dienen und die wegwerfbar sind wie ein benutztes Taschentuch. Einmal abgeknallt und ciao. Und jaaaaa, klar, bei Netflix‘ „The Challenge“ läuft das natürlich nicht so. Jede:r kann sich bewerben. Es geht um den Spaß. Aber führt das die ernsthafte antikapitalistische Message hinter „Squid Game“ nicht irgendwie ad absurdum? Viele Netzstimmen stehen Netflix‘ Vorhaben (und sind wir ehrlich: der Streaming-Gigant wittert mit der Show und auch der 2. Staffel von „Squid Game“ natürlich nur das große Geld) auch eher kritisch gegenüber, wenn man sich einige Kommentare so durchliest. „Haben wir unsere Lektion mit der Show nicht gelernt?“
Eine weitere Userin geht noch sehr detailliert einen Schritt weiter: „‚Squid Game‘ ist eine Geschichte über Menschen, die brutal sterben, weil sie lieber die extrem geringe Gewinnchance riskieren, als weiter in Schulden zu leben. Es ist eine antikapitalistische Show, die die vielen Nachteile dieser Art von Systemen darstellt, und die grausamen Details darüber, wie sie sich auf die Menschen auswirkt, die verletzt und in diesem System feststecken. In der Zwischenzeit verwandelt Netflix es in eine lustige und abgefahrene Reality-Spielshow, um mehr Geld mit einer Serie zu verdienen, die Unternehmen kritisiert, die genau das tun. Es verwandelt auch buchstäblich das fiktive Spiel, das blutig, grausam und unfair ist, das schutzbedürftige Menschen ausbeutet und ihre Verzweiflung ausnutzt, in etwas, das nur eine unterhaltsame Möglichkeit für Menschen (höchstwahrscheinlich Influencer:innen oder Prominente, was Sinn machen würde) ist, an Geld zu kommen.“
Naja, und dann ist da natürlich auch immer noch die Sache, welchen Einfluss dieses reale „Squid Game“ wieder nach außen haben wird. Schon nach der ersten Staffel hörte man schließlich immer wieder von Vorfällen, in denen sogar Kindergarten- und Schulkinder die Spiele nachstellten. Aber gut, das alles wird Netflix kaum davon abhalten, sein „Squid Game“ durchzuziehen… Also warten wir mal ab, was „The Challenge“ noch alles mit sich bringen wird.