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Supermodel Charlott Cordes: „Instagram kann krank machen“

Als wir uns in Vorbereitung für das Interview den Instagram-Account von Supermodel Charlott Cordes ansehen, sind wir echt überrascht: Hier wechselt sie Autoreifen, da zieht sie Grimassen, und auf dem nächsten Foto lümmelt sie wenig modellike im Zug rum. Wo sind all die perfekten Partyfotos, Schaut-wie-schön-ich-bin-Bilder und Outfitpostings? Die sucht man auf dem Account der 27-Jährigen, die schon für Karl Lagerfeld höchstpersönlich, Givenchy und alle anderen großen Namen der Branche gearbeitet hat, vergeblich.

So einen sympathischen Account hat kein anderes Topmodel, und das ist kein Zufall, wie wir im Gespräch mit Charlott erfahren. Wir treffen sie anlässlich einer Charity-Veranstaltung zugunsten der „Aids-Hilfe Hamburg e.V.“ Charlotts guter Freund und Designer André Borchers hat wenige Minuten zuvor einen 70.000 Euro Spendencheck des internationalen Kosmetiklabels MAC überreicht. Die beiden posen gerade für Fotografen und Handykameras, als wir ankommen.

Très Click: „Kommt das Bild dann auch auf deinen Insta-Account?“

Charlotte Cordes: „Kann gut sein.“

TC: „Ihr habt ja gerade ganz schön viele Aufnahmen gemacht. Wie viele Takes brauchst du denn, wenn du ein Selfie postest?“

CC: „Das ist ganz unterschiedlich. Ich versuch es immer easy zu halten und nicht zu ernst zu nehmen. Wenn ich aber gerade bei einem Shooting war und noch die „Perfektionsbrille“ aufhabe, weil am Set alles immer durchgestylt ist, ist das manchmal nicht so leicht.“

TC: „Aber du zeigst dich auch in Posen und Alltagssituationen, in denen andere sich nie zeigen würden.“

CC: „Das stimmt. Das Ganze soll ja Spaß machen und so bin ich eben.“

TC: „Sehr authentisch, schade, dass nicht alle so sind.“

CC: „Ja, voll. Dieses gefakte „The Good Life-Ding“ ist echt super anstrengend. Und gefährlich. Bei allen ist immer alles super. Niemand schreibt „Mist, in meinem Urlaub regnet es die ganze Zeit“ oder „heute schmeckt mein Kaffee echt scheiße“. Das ist nicht nur schade, sondern auch gefährlich.“

TC: „Inwiefern?“

CC: „Meine Schwester ist zehn Jahre jünger als ich und hat in ihrer Klasse fünf Mädchen, die Essstörungen haben. Sie sagen, dass sie auf Insta Mädels gesehen haben, denen sie nacheifern wollen.“

TC: „Dann sagt dir sicher auch der Begriff „Neid-followen“ sicher was?“

CC: „Du meinst Leuten folgen, auf die man eigentlich neidisch ist, um sich dann aufzuregen?“

TC: „Genau. Kennst du das?“

CC: „Ich selbst nicht. Aber ich habe viele Freundinnen, die das tun. Ich selbst weiß, wie fake das alles ist. Ich poste manchmal Bilder auch erst drei Tage später und wenn ich einen blauen Fleck habe, wird der auch mal wegretuschiert.“

TC: „Bei dir wirkt aber alles sehr natürlich und entspannt. Nimmst du bestimmte Filter?“

CC: „Eher weniger. Manchmal nehme ich die App VSCO, die hat tolle Filter. Und die stelle ich dann auf nur ganz leicht ein.“

TC: „Welches ist denn dein meist geliktes Bild?“

CC: „Überhaupt keine Ahnung (lacht).“

TC: „Dass du ein Vorbild für viele junge Mädchen bist, ahnst du aber sicher, oder?“

CC:“ Ja, besser die Mädels orientieren sich an mir, als an Insta-Magermodels oder Shows wie GNTM. Ich habe mich viel mit dem Thema für die Uni beschäftigt. Es gibt Studien, die einen klaren Zusammenhang zwischen Essstörungen und der Show herstellen.“

TC: „Traurig!“

CC: „Früher dachte ich: Ja geht halt um die Quote und ist unterhaltsam. Aber dann habe ich gemerkt: Das hat mit dem Alltag eines Models null zu tun. Plötzlich heißt es: Schrei mal, das machen Model so. Die Mädels sollen sich anpassen und und keine Persönlichkeit zeigen und im nächsten Moment heißt es: Zeig doch mal ein bisschen Persönlichkeit. Das ist crazy.“

TC: „Dein Tipp, um nicht auf schlechte Insta- und TV-Vorbilder reinzufallen?“

CC: „Nichts zu ernst nehmen. Auch sich selbst nicht.“

Designer André Borchers übergibt den Spendencheck gemeinsam mit Supermodel Carlott Cordes und Janina Hell von MAC (v.l.n.r) an die Aids-Hilfe Hamburg e.V.

Credit: charlott_cordes

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