Die gute Nachricht vorweg: Unser Konsumverhalten ändert sich. Ja wirklich! Jedenfalls scheint sich der Trend seit dem letzten Jahr entsprechend anzudeuten. Hin zu längeren Lebenszyklen unserer Kleidungsstücke, weg von der ewig rotierenden Wegwerfmentalität. Aus dem „Nachhaltige Mode Bericht 2020“ der Fashion-Brand „Lyst“ geht beispielsweise hervor, dass die Suchanfragen nach Upcycling-Mode, sowie Second-Hand-Kleidung jeweils um 42 und 45 Prozent zum Vorjahr anstiegen. Keiner von uns braucht eben wirklich die 60 neuen Teile im Jahr (Vgl. Greenpeace Report). Oder 20 neue Trends, die nach einer Saison schon wieder vergangen sind.
Was wir stattdessen wirklich brauchen, ist ein Umdenken inmitten all des Verschwendungsdrangs. Es muss eben nicht höher, schneller, weiter. Sondern viel öfter fairer, bedachter, transparenter. Doch aus diesem Fast-Fashion-Kreislauf auszubrechen ist gar nicht mal so leicht. Das wissen wir aus eigener Erfahrung.
Nicht jeder kann sich ausschließlich Kleidung von fairen Labels leisten. Nicht jeder fühlt sich mit Second-Hand-Produkten ausreichend wohl. Warum fangen wir nicht also einfach mal bei der nachhaltigsten aller Konsummöglichkeiten an? Nämlich damit, Altes aufzuwerten – statt Neues zu kaufen.
Wir alle haben genügend Kleidung um Schrank, wenn wir mal ehrlich sind. Mit all den Kleidungsstücken, die auf der Welt bereits existieren, könnten man die Menschheit bereits mehrmals vollständig eindecken. Anstatt nach wenigen Wochen die Freude zu verlieren, gilt es also, bereits vorhandenen Teilen eine faire Chance zu geben. Und zwar die, uns auch nachhaltig von sich zu überzeugen. Indem wir unseren Kleiderschrank hegen und pflegen, den Inhalt aufwerten und langlebig werden lassen.
Dann muss nämlich plötzlich gar nicht mehr so oft so teuer eingekauft werden. Die wahren Schätze liegen oftmals schließlich schon direkt neben uns – oder warum haben wir sie uns sonst überhaupt angeschafft? Sie müssen vielleicht nur manchmal entsprechend behandelt werden. Die besten Tipps zur Langlebigkeit unserer Kleidung kommen daher genau JETZT. Also haltet schon mal das Notizbüchlein bereit …
Lasse die Kleidung mit dir alt werden
Wähle weise
Die wichtigste Entscheidung findet tatsächlich bereits lange vor dem eigentlich Kaufprozess statt. Denn nur so kann gewährleistet werden, dass du ein Kleidungsstück überhaupt ewig tragen willst. Hochwertige Materialien spielen dabei eine wichtige Rolle. Ebenso wie klassische Schnitte und hochwertige Basics. Wer die einmal für sich gefunden hat, der will auch, dass sie lange leben. Und der ist letztendlich sicherlich auch sparsamer dran.
Weniger waschen, mehr lüften
Zu häufige Waschgänge lassen Farben verblassen, rauen zarte Stoffe auf und sorgen für ein verwaschenes Aussehen (nicht grundlos gibt es schließlich diese Beschreibung). Weniger ist also durchaus manchmal mehr. Selbst häufig getragene Teile lassen sich als ersten Schritt noch gut auslüften. Gerade wenn sie äußerlich nicht wahrnehmbar verschmutzt sind. Und auch einzelne Flecken können punktuell oftmals gut behandelt werden. So verschwendest du weniger Wasser – und schützt deine Kleidung vor ständiger Überbehandlung.
Kälter hält länger
Gerade feine Stoffe mit hohem Elasthan-Anteil sowie Wollprodukte tun sich mit heißen Wäschen schnell schwer. Daher in diesem Fall unbedingt immer auf das Kaltwaschprogramm zurückgreifen. So geht 1. kein Kleidungsstück ein und 2. seltener etwas kaputt. Erst wenn diese Grundregeln verinnerlicht sind, kann deine Kleidung im Schrank auch wirklich mit dir alt werden.
Wolle richtig pflegen
Klar, Wollpullover sollen flauschig sein und warm. Am liebsten beides zur gleichen Zeit. Trotzdem sollte man die empfindlichen Kleidungsstücke niemals in den Trockner werfen. Dabei werden die Fasern nämlich ziemlich schnell spröde. Was im Umkehrschluss bedeutet? Wir sortieren den Lieblingspulli schneller aus, als eigentlich gewollt.
Stattdessen das empfindliche Material lieber kalt waschen und anschließend in ein Handtuch gewickelt trocken tupfen. Klingt nach mehr Arbeit, sorgt aber vor allem für einen großen Mehrwert. Lässt man den noch feuchten Stoff anschließend ausgestreckt auf dem Handtuch liegen, bleibt die Form stabil und einem Aushängen wird vorgebeugt.
Richtig trennen
Klingt nach einem Klassiker. Wird trotzdem viel zu häufig einfach ignoriert. Jaaa, damit deine Kleidung ewig hält, müssen verschiedene Farben voneinander getrennt werden. Niemand will schließlich Rosaverfärbungen oder unangenehme Schlieren auf dem weißen Lieblings-Shirt. Und pssst: Wer länger auf die gefüllte Maschine warten muss, der lüftet automatisch häufiger durch. Doppel-psst: Bereits entstandene Verfärbungen lassen sich übrigens auch mit Zitronensäure und Natron effektiv ausbleichen – ganz ohne ätzende Chemiekeule, die das Material angreift.
Noch ‚richtiger‘ aufbewahren
Verschiedene Strukturen verlangen nach unterschiedlicher Lagerung. Auch wenn Pullover an der Kleiderstange also gut aussehen, sollten sie lieber gefaltet im Schrank verstaut werden. Kleidchen und Blusen zerknittern dagegen im liegenden Zustand viel schneller. Sie gehören an den Bügel. So beugst du langfristigen Materialschäden vor und die Lieblingsstücke sehen auch nach Jahren des Tragens immer noch aus wie neu.
Motten vorbeugen
Diese Löcher in deinem Lieblings-Shirt? Die kommen von kleinen Kleidungsmotten, so sorry to tell. Da wollen und können wir leider auch nichts weiter beschönigen. Bevor es also überhaupt dazu kommt, agieren wir lieber vorbeugend. Und zwar mit kleinen Lavendel-Säckchen im Kleiderschrank. Scheint ein abgenutzter Trick zu sein … hilft aber wirklich! Also guck nicht so wissend, BESORG DIR ENDLICH SELBER WELCHE!
Aus Alt mach Neu
Ein einzelner Fleck lässt sich dann doch nicht ganz rauswaschen? Der Schnitt gefällt dir nicht mehr oder die Form lässt nach Jahren doch langsam zu wünschen übrig? Dann werde kreativ, bevor du deinen Kleiderschrank rundum erneuerst. Was kann man recyceln, was wiederverwerten oder umnähen? Aus Kleidern werden Blusen, aus T-Shirts stylische Crop Tops. Knöpfe von alten Hemden können für neue Projekte aufbewahrt werden und die aufgerauten Leggings? Eignet sich vielleicht doch noch – zur Radlerhose umfunktioniert …