Imaxtree
Letztens beim Mittagessen (okay, es war abends an ’ner Bar) eröffnete mir meine Freundin ganz nebenbei, dass ihr Freund sie noch nie ohne Make Up gesehen hat. Ich hätte mich fast an meinen Erdnüssen verschluckt. Die beiden sind seit über zwei Jahren zusammen, teilen Bett und Wohnung und haben bereits übers Heiraten (vielleicht nächstes Jahr) und Kindernamen (sie mögen „Lilly“) gesprochen. Kurz: Sie meinen es ziemlich ernst miteinander.
Nach einer dreistündigen Diskussion über feministische Prinzipien, in der ich ihr (etwas unsensibel) die Nummer eines Therapeuten rüber schob, recherchierte ich.
„Ich fühle mich so furchtbar hässlich ohne Schminke“, schreibt eine Userin auf Lovetalk, die seit acht Monaten „überglücklich“ mit ihrem Freund ist, sich aber nach wie vor schämt, sich ungeschminkt zu zeigen.
„Mein Freund tut mir jetzt schon leid!“, so eine andere Userin im Forum von GoFeminin über die Vorstellung, ungeschminkt neben ihrem Freund aufwachen zu müssen.
Den Vogel aber schießt der Freund dieser Userin ab, der sie doch glatt ohne Schminke „total hässlich“ findet und sie deshalb auf der Stelle verlassen hat. „Toll, dass du ihn nicht mehr zur Tür reingelassen hast“, lobt laluna84 sie. TOLL, DASS DU IHM NICHT BEIDE BEINE GEBROCHEN HAST, sagen wir.
Das Phänomen heißt „Body Dysmorphia“
Wer denkt, es handle sich bei der ganzen Geschichte um eine reines Teenie-Phänomen, irrt. Body Dysmorphia oder extreme Unzufriedenheit mit dem Äußeren ist gerade in den 20ern sehr weit verbreitet. Und ein bisschen Schuld daran sind wir mit unserer ständigen Selbstinszenierung selbst.
Wer dauernd von perfekt retuschierten Selfies und weichgezeichneten #WokeUpLikeThis-Portraits umgeben ist, erschrickt schon mal vor seinem Spiegelbild im Neonlicht.
Da hilft nur eines: Radikaltherapie! Runter mit dem Make Up, weg mit dem Rasierer, raus aus dem Push Up-Bra. Sei du. Und wenn er dich nicht umwerfend/zum Niederknien/göttlich findet, warte auf Ryan Gosling. Das mit Eva Mendes kann ja nicht ewig gehen.