Das Attentat von Paris hat uns alle mitgenommen. Manche zeigen ihre Trauer bei Facebook, andere trauern still für sich. An den Schulen ruft jetzt ein WhatsApp-Kettennachricht dazu auf, die Trauer öffentlich zu bekunden. Was Schüler leicht überlesen: Ihre Trauerbekundung wird für politische Zwecke missbraucht.
Von den Schulen in Bayern aus, verbietet sich nach dem Anschlägen in Paris ein Kettenbrief per WhatsApp: Schüler und Schülerinnen werden darin dazu aufgefordert, schwarz gekleidet zur Schule kommen um Trauer auszudrücken. Eigentlich eine schöne Idee, könnte man denken.
Weniger schön ist dagegen: Unten im Kettenbrief versteckt sich nämlich der Hinweis, die Kleidung sei gleichzeitig auch eine Kritik an Angela Merkels Flüchtlingspolitik. Mit dem Schreiben wird so ein geschmackloser Zusammenhang zwischen Flüchtlingspolitik und Terroristen hergestellt. Lehrer kritisieren, mit dem Brief würde das Vertrauen der Schüler missbraucht.
Von wem der Brief stammt, ist unklar. Inzwischen hat sich die Nachricht von Bayern über Baden-Württemberg nach Hessen, Sachsen, Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern bis nach Schleswig-Holstein verbreitet.
Bleibt abzuwarten, wie viele Schüler heute tatsächlich schwarz gekleidet in der Schule erscheinen. Die schnelle Verbreitung der Nachricht hat vor allem eines gezeigt: Auch bei den Schülern besteht das Bedürfnis, ihre Trauer zu zeigen. Liebe Lehrer, wie wäre es alternativ mit einer Schweigeminute? Oder noch besser: Eine Stunde des regulären Unterrichts ausfallen lassen und darüber reden, was in der Welt los ist.