In unserer Redaktion scheiden sich die Geister. Die einen haben es schon selbst erlebt, für die anderen war es eine absolut neue Erkenntnis. Fakt ist: Es wird zu wenig darüber gesprochen. Über das Phänomen, dass es passieren kann, während und nach dem Sex in Tränen auszubrechen.
Denn mal ganz ehrlich, wenn es selbst bei uns (und wir haben nun wirklich schon viiiiele Themen durchexerziert!!) noch nie zur Sprache kam, dann muss genau das spätestens jetzt geändert werden. Also wollen wir heute darüber sprechen, warum es dazu kommen kann, dass wir manchmal beim Sex weinen müssen. Und vor allem auch darüber, ob diese Tatsache etwas ist, worüber wir uns Sorgen machen sollten.
Wir stellen uns also vor: Es wird so richtig heiß mit unserem Gegenüber. Die Kleidung ist bereits wild im Zimmer verteilt, die Stimmung stimmt, der Zeitpunkt auch. Und dann? Kurz vor, während oder nach dem Orgasmus… brechen wir einfach in Tränen aus. Einfach so? Oder steckt etwa doch mehr dahinter?
Zunächst einmal, falls es euch auch schon so ergangen ist: Ihr seid nicht allein! Und ihr seid auch nicht sonderbar! Denn ja, so ein Gefühlsausbruch kann passieren, auch in einer intakten Beziehung. Und es muss auch nicht mit der Performance im Bett zusammenhängen.
Um diesen Gedanken also erstmals und ein für alle mal aus der Welt zu räumen, hat die Cosmopolitan US mit zwei Expertinnen über diese empfindliche Thematik gesprochen. Und was kam dabei heraus? Drei verschiedene Gründe tatsächlich, die der Auslöser dafür sein können, dass es während des (wohlgemerkt einvernehmlichen (!!) und gewollten (!!)) Sexes auch mal zu ein paar Tränchen kommen kann.
1. Der Sex ist einfach ZU gut
Wer sofort vermutet hat, wir würden weinen, weil der Sex zu schlecht ist, der darf sich jetzt eines Besseren belehrt fühlen. Denn tatsächlich kommt ein „Crygasm“ (ja, das Wort gibt es wirklich!) ganz häufig genau dann vor, wenn uns plötzlich Tausende von Empfindungen auf einmal überwältigen.
„Intimität und ein intensives Gefühl der Liebe und Nähe kann zur Ausschüttung von Oxytocin führen. [Dieses Hormon] kann die physiologische Reaktion des Weinens auslösen“, erklärt die Psychotherapeutin Dana Dorfman gegenüber der Cosmopolitan. So, so. Freudentränen also. Verursacht durch einen Orgasmus. Wir sind ganz Ohr! 😉
2. Es werden negative Erinnerungen ausgelöst
Leider können Tränen beim Sex aber durchaus auch einen negativen Hintergrund haben. Der muss tatsächlich gar nicht auf den aktuellen Partner zurückzuführen sein, kann aber unterbewusst auch in einer glücklichen Beziehung immer wieder aufgewühlt werden.
3. Wir sind gestresst oder angespannt
Egal ob als Folge von Alltagsstress oder Streitigkeiten in der Partnerschaft: Wer negative Emotionen in sich anstaut, bei dem müssen sie auch irgendwann wieder heraus. Natürlich gerne dann, wenn unser Körper eh schon dabei ist, alle möglichen Gemütslagen zu durchleben. Sprich? Gerne auch mal direkt nach dem Höhepunkt.
„Tränen können auch ein Weg sein, uns auf tiefere Gefühle hinzuweisen, die nicht zum Ausdruck gebracht werden“, heißt es dazu von Seiten der Expertin. Wichtig ist auch hier wieder, darüber zu sprechen und den Gefühlen auf den Grund zu gehen. Liegt es zum Beispiel an einer Drucksituation oder Stress im alltäglichen Leben? Dann kann es sehr gut sein, dass sich all der aufgestaute Frust einfach nur in dem Moment lösen musste. Liegt es aber doch (und auch das sollten wir uns eingestehen) an Problemen in der Partnerschaft, dann können Tränen ein Hinweis darauf sein, mal genauer in sich hineinzuhorchen.
Und was lernen wir daraus?
So anstrengend es auch klingen mag: Hier ist Selbstreflexion angesagt. Insgeheim wissen wir vermutlich selbst am allerbesten, welchen Ursprung die Tränen beim Sex wirklich haben. Vielleicht müssen wir uns genau den nur einfach mal eingestehen?!
Und dann? Dann ist es wichtig, damit zu arbeiten. Und darüber zu reden. Je häufiger dieses Phänomen auftritt, desto mehr Beachtung sollten wir ihm auch schenken. Liegt es wirklich nur an den übermannenden Glücksgefühlen? Dann können wir ganz leicht erklären, dass das ab und zu passieren kann – und eine gute Sache ist.
Falls aber doch tiefere Empfindungen der Auslöser sind? Dann ist es umso wichtiger, das Gefühl einordnen zu können. Zunächst einmal für sich selbst und anschließend natürlich auch für den Partner. Bin ich häufig gestresst? Gibt es Probleme aus der Vergangenheit, die noch nicht bewältigt sind? Hilft es mir, mit jemandem darüber zu sprechen?
Auch wenn Tränen also eine Emotion sein können, die durchaus ihren Platz haben und beim Sex vorkommen dürfen, kommen wir um eine kleine Selbstanalyse wohl leider nicht herum. Haben wir dann aber erst einmal verstanden, woran es liegt, folgt hoffentlich ein tiefer Moment der Erleichterung. Und anschließend ein konsequenter Schritt in die entsprechende Richtung…