Style du Monde
Es ist ein zwei-wöchentliches Ritual (Montag und Mittwoch, wenn ihr es genau wissen wollt): Morgens um halb elf, wenn das erste Leistungstief des Tages erreicht ist und halb Deutschland angeblich eine Haselnuss-Schnitte verputzt, klicke ich bei Net-A-Porter auf „New In“.
Wildleder-Sandaletten mit aufgestickten Händen, ein Pailletten-Blazer (straight from the runway) und ein absurdes Feder-Cape flirren über meinen Bildschirm und ich atme erleichtert auf. Weil ich das alles ohnehin nicht haben will, selbst wenn ich es mir leisten könnte (ok, der Pailletten-Blazer ist irgendwie ein bisschen genial). Aber dann erspähe ich sie: Diese kleinen, gemeinen SOLD OUT-Tags, die schreien „Sorry, da war wohl jemand schneller als du. Und reicher.“ Wie? Kann? Das? Sein? Die Teile sind seit heißen 54 Minuten auf der Seite. Und doch gibt es jede Woche mindestens zehn Teile, die innerhalb von Minuten ausverkauft sind. Und zwar selbst für Net-A-Porter-Standards richtig teure Teile.
Wie oft habe ich mir überlegt, wer wohl die Spitzen-Strapse für 1200 Euro geshoppt hat? Und in wessen Schmuck-Schatulle der Holz(!)ring für 3200 Euro gelandet ist. Wer sind diese Cashionistas, die zwei Mal die Woche ohne mit der Wimper zu zucken vier- und fünfstellige Beträge für Mode auf ihre schwarzen Kreditkarten buchen lassen?
Net-A-Porter hält sich bezüglich seiner Kundinnen verständlicherweise sehr bedeckt, aber es ist davon auszugehen, dass sich darunter Scheich-Gemahlinnen und sonstiger Geld-Adel aus aller Welt befinden. Was würde ich für einen klitzekleinen Blick in die VIP-Kundenkartei des Online-Shops geben.
“Unsere Kern-Zielgruppe sind Menschen, die wenig Zeit, aber viel Geld haben“, so Net-A-Porter-Mitgründerin Megan Quinn. Hoffentlich bleiben ihnen wenigstens ein paar Minuten, um die Strapse vorzuführen…